Bild oben: Von 2024 bis 2025 wird die SBB den Bahnhof Littau sanieren und nach den Vorgaben des Behindertengleichstellungsgesetzes umbauen. Im Entwicklungskonzept Umfeld Bahnhof Littau wird aufgezeigt, wie die Situation rund um den Bahnhof verbessert werden kann.
Von Urs Dossenbach
17 Minuten pro Stunde ist die Bahnschranke beim Bahnhof Littau geschlossen. Ein Ärgernis für Anwohnerinnen und Anwohner und jene, die mit dem Auto, zu Fuss oder mit dem Velo unterwegs sind. Am Morgen und am Abend stauen sich die Autos oft bis zur Kreuzung Thorenbergstrasse / Cheerstrasse. 2009 schien eine Lösung in Griffweite: Die Littauer Stimmberechtigten bewilligten einen Kredit für eine Umfahrungsstrasse. Nach der Fusion von Littau und Luzern im Jahr 2010 zeigte sich aber, dass der Bau dieser Strasse wesentlich teurer wird als angenommen.
Plan B für die Cheerstrasse
Nach einer langen Planungsphase und einer weiteren Volksabstimmung wurde die «Erweiterung Cheerstrasse Gopigen» im Juni 2021 vom Grossen Stadtrat gestoppt. Das Parlament begründete seine Ablehnung der Umfahrungsstrasse mit den hohen Kosten und einem schlechten Kosten-Nutzen-Verhältnis. Gleichzeitig hat es in Vorstössen gefordert, einen Plan B für die Cheerstrasse zu erarbeiten.
Jetzt liegt dieser Plan B auf dem Tisch des Grossen Stadtrates. Das Parlament wird das Entwicklungskonzept Bahnhof Littau am 26. Oktober 2023 diskutieren. Es enthält einen Vorschlag zum Umgang mit den verkehrlichen Herausforderungen und Überlegungen zur städtebaulichen Entwicklung des Gebiets und zur Aufwertung der öffentlichen Räume.
Verzicht auf eine Umfahrungsstrasse
Der Stadtrat will definitiv auf eine Umfahrungsstrasse verzichten. Keine der im Konzept geprüften Umfahrungsvarianten erreichte ein deutlich besseres Kosten-Wirksamkeits-Verhältnis als das ursprüngliche Projekt «Erweiterung Cheerstrasse Gopigen», das der Grosse Stadtrat 2021 abgelehnt hat. Hinzu kommt, dass die geprüften Varianten neben hohen Kosten auch grosse Eingriffe in die Landschaft und Verkehrsverlagerungen in andere Quartiere zur Folge hätten. Zudem haben sich die Rahmenbedingungen verändert. Von 2024 bis 2025 wird die SBB den Bahnhof Littau sanieren und nach den Vorgaben des Behindertengleichstellungsgesetzes umbauen. Dabei werden auch die Signaltechnik und die Steuerung des Bahnübergangs verbessert. Dadurch können die Schliesszeiten der Bahnschranken bereits ab Ende 2025 von heute rund 17 Minuten pro Stunde auf die Hälfte reduziert werden. Damit kann auch der Rückstau deutlich verkleinert werden. Vor diesem Hintergrund macht der Bau einer Umfahrungsstrasse aus Sicht des Stadtrates keinen Sinn. Er möchte stattdessen mit einer Optimierung der Kreuzung Thorenbergstrasse / Cheerstrasse dafür sorgen, dass der Verkehr rund um den Bahnhof Littau sicherer und verträglicher abgewickelt werden kann. Er schlägt dazu eine Lichtsignalanlage vor. Da die Thorenbergstrasse Richtung Seetalplatz und Wolhusen eine Kantonsstrasse ist, planen Stadt und Kanton gemeinsam. In einem nächsten Schritt werden der Zeitplan, die Finanzierung und die Verantwortlichkeiten zwischen Kanton und Stadt geklärt.
Mehr Busse
Das Entwicklungskonzept Umfeld Bahnhof Littau enthält zahlreiche weitere Massnahmen zur Weiterentwicklung des Verkehrs, der Siedlung und der Freiräume. Sie wurden in einem Zukunftsbild zusammengefasst. Zwei Massnahmen, die parallel zum Konzept bereits weitergeplant wurden, sind der Neubau des Bushofs und die Sanierung der unteren Cheerstrasse und des Grünaurings.
Während die Strassen bereits in den nächsten Jahren saniert und aufgewertet werden, kann der Bushof erst nach dem Umbau des Bahnhofs Littau frühestens ab 2026 realisiert werden. Geplant sind vier Haltekanten und ein neuer Wendeplatz. Dies ist die Voraussetzung, um zusätzliche und durchgehende Buslinien anzubieten und so Littau Dorf und den Littauerboden attraktiv mit dem öffentlichen Verkehr zu verbinden. Heute enden nämlich alle Buslinien am Bahnhof Littau. Für das Gebiet rund um den Bahnhof sowie für die Thorenbergstrasse werden städtebauliche Studien erarbeitet, die zeigen sollen, wie die Gebiete entwickelt werden können. Das Ziel beim Bahnhof Littau ist, das Quartierzentrum mit zusätzlichen publikumsorientierten Nutzungen zu stärken, die öffentlichen Räume als Begegnungs- und Aufenthaltsorte zu gestalten und die Spiel- und Bewegungsangebote im Quartier insbesondere für Kinder und Jugendliche auszubauen.
Bessere Fuss- und Veloverbindungen
Weitere Massnahmen im Konzept betreffen Verbesserungen bei den Fuss- und Veloverbindungen. So soll eine neue Über- oder Unterführung des Bahntrassees geprüft werden. Heute können die Eisenbahngleise einzig beim Bahnübergang überquert werden. Wer mit dem Velo vom Bahnhof nach Littau Dorf will, muss über die stark befahrene Cheerstrasse fahren. Deshalb werden alternative Routen zum Beispiel über die Obermatt oder die Jodersmatt geprüft. Vorgesehen ist auch eine neue Fuss- und Veloverbindung vom Littauerboden nach Ruopigen und Reussbühl.
Zugang zur Kleinen Emme
Im Juli 2023 hat der Kanton Luzern mit den Bauarbeiten für den Hochwasserschutz und die ökologische Aufwertung der Kleinen Emme im Abschnitt Thorenberg begonnen. Die Stadt Luzern will diese Arbeiten oberhalb und unterhalb der Thorenbergbrücke nutzen, um den Zugang zur Kleinen Emme zu verbessern und damit das Naherholungsgebiet besser erlebbar zu machen. Ein solcher Zugang ist unter anderem beim Spielplatz Uferweg vorgesehen.
Betroffene einbezogen
Besonders wichtig bei der Erarbeitung des Entwicklungskonzepts war dem Stadtrat, dass die Betroffenen einbezogen werden. Deshalb wurde eine Begleitgruppe mit Vertreterinnen und Vertretern der Quartier- und Gewerbeorganisationen, der Eigentümerschaften, der Anrainerinnen und Anrainer sowie der lokalen und städtischen Interessenorganisationen gebildet. Sie wurden an drei Veranstaltungen über die Zwischenergebnisse informiert und konnten diese mit den Fachleuten diskutieren.
Nicht gleicher Meinung
Für das Entwicklungskonzept wurden mehrere Lösungsvarianten – mit und ohne Umfahrungsstrasse – entwickelt und bewertet. Die Fachplanerinnen und Fachplaner empfahlen, auf eine Umfahrungsstrasse zu verzichten und stattdessen die Kreuzung Thorenbergstrasse / Cheerstrasse mit einer Lichtsignalanlage zu steuern. Die Mehrheit der Begleitgruppe teilte diese fachliche Empfehlung nicht. Sie sieht eine Steuerung allenfalls als kurzfristigen ersten Schritt, fordert aber weiterhin so rasch als möglich die Umsetzung einer Umfahrungslösung.