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Auch wenn allenthalben das Littering beklagt wird, so reinlich wie heute ging es in unseren Städten früher bei weitem nicht zu und her. Zwar hatte Luzern bereits seit 1835 eine öffentliche Kehrichtabfuhr, die fast täglich in den Quartieren und auf den Plätzen den Abfall einsammelte. Doch herrschten zuweilen noch am Ende des 19. Jahrhunderts hygienische Zustände, die uns die Haare zu Berge stehen lassen. Aus dem Quartier Zürichstrasse berichtete Grossstadtrat Dagobert Schnyder-Roos 1892: „Diese Häuser in der Steinbruchstrasse (= Fluhmattstrasse) 4, 6, 8, 10 besitzen zusammen einen sogenannten Lichthof oder besser gesagt einen Stinkhof, einen wirklichen Seuchenherd. Gegen diesen finsteren Winkel liegen sämtliche Küchen und Aborte dieser vier Häuser. Alle Abfälle werden von den Küchen in diesen Raum geworfen. Ein Zuleitungsrohr zur Abtrittsgrube ist gebrochen, das Ableitungsrohr zugestopft und der ganze Unrat häuft sich in der niedrigen Grube, welche in der Mitte des Hofes liegt, an.“

Gerade wegen des rasanten Bevölkerungswachstums ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts war die Stadt dringlich gefordert, ihre sanitarische Infrastruktur zu verbessern. Neben dem Ausbau des Kanalisationssystems war auch die Frage um die Abfallbeseitigung ein ständiges Thema. Aus dem Verwaltungsbericht von 1899: „Man studiert vor allem die Frage der Kehrichtverbrennung, und auch Luzern wird in nicht allzu ferner Zeit vielleicht an diese Lösung herantreten müssen.“ Tatsächlich liess Luzern 1907/08 eine Kehrichtverbrennungsanlage (KVA) mit einer Kapazität von „30 bis 35 Tonnen Hausmüll in 24 Stunden“ projektieren, die auch dann noch genügen sollte, wenn die Einwohnerzahl der Stadt auf 70‘000 bis 75‘000 angewachsen wäre. Angesichts der Kosten konnte man sich in Luzern aber noch nicht zur Realisierung einer Kehrichtverbrennungsanlage durchringen. Zürich (1904), Davos (1914), Basel (1941) und Bern (1954) blieben lange Zeit die einzigen Schweizer Städte, die eine KVA betrieben.

Statt einer Kehrichtverbrennungsanlage stand in den 1920er- und 30er-Jahren eine Kehrichtverwertungsanlage als Lösung des Abfallproblems im Vordergrund. Zur Beschränkung des teuren Imports von Kunstdünger wurde die Gewinnung von Dünger aus Kehricht propagiert. In Luzern bewarben sich verschiedene Interessenten um eine Konzession. Wohl wurde eine solche 1920 an ein Syndikat vergeben, doch löste sich dieses noch vor der Umsetzung seiner Pläne auf. Verschiedene Versuche stellten die Wirtschaftlichkeit von Kehrichtverwertungsanlagen in Frage. Luzern führte seinen Abfall weiterhin in seine Deponie am Rotsee ab, auch wenn sich die Anwohnerschaft über die massiven Immissionen beschwerte. Erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts war der Druck zum Handeln gross genug: 1963 fällten Luzern und seine Nachbargemeinden den Entscheid für den Bau einer Kehrichtverbrennungsanlage im Ibach und schlossen sich dafür in einem Zweckverband zusammen. Ende 1967 wurde mit dem Bau der KVA Ibach begonnen, 1971 konnte sie eröffnet werden. Nach 43 Betriebsjahren wird sie 2015 durch einen Neubau in Perlen ersetzt, der nicht nur eine Kehrichtverbrennungsanlage, sondern eine höchst effiziente Energiegewinnungsanlage ist.
Täglich, ausser an Sonn-, Feier- und Dienstagen, soll ein eigens bestellter Fuhrmann den Abfall in den Quartieren abholen zwecks grösserer Reinlichkeit auf den Plätzen und Gassen der Stadt. "Der Wagenpark der Stadtreinigung umfasste auf das Ende des Jahres 1906: 20 Kehrichtwagen, 1 Kehrichtmaschine (nur für gut gepflästerte Strassen verwendbar), 7 Pferdemistkarren,  (6 gewöhnliche und 1 'Lutocar'), 7 Kotbännen, 2 Kotwagen, 4 Sprengwagen, 9 Spritzenwägeli für Strassenknechte, 1 Schutt- oder Bännenwagen, je ein Kübel- und Jaucheabfuhrwagen" (Jahresbericht des Stadtrats für das Jahr 1906). Für ein möglichst staub- und geruchsfreies Entleeren forderte die Stadt die Anschaffung passender Abfalleimer, was bei der Bevölkerung wegen der Beschaffungskosten Proteste auslöste.  Elektromobil mit Kehricht-Kippbrücke, Marke Tribelhorn, Feldbach/Zürich. Um die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg. 1929 standen ein Elektro- und drei Benzin-Kehrichtwagen im Einsatz. Wegen der zunehmenden Bebauung der Stadt wurde im selben Jahr die Beschaffung eines weiteren Kehrichtfahrzeugs beschlossen. Da bewährt, wiederum ein Saurermodell. Das im Jahre 1902 entwickelte Entsorgungssystem der Zürcher Firma J. Ochsner AG bestand aus normierten Abfalleimern sowie den dazugehörenden LKW-Aufbauten und war in der Mitte des 20. Jahrhunderts in der Schweiz weit verbreitet, bis es in den 1970er-Jahren durch den Plastikabfallsack verdrängt wurde. Seit 1987 werden die Grünabfälle in der Stadt Luzern verwertet. Im Quartier Hirschmatt/Neustadt besorgt die IG Arbeit die Grünabfuhr. Bis weit ins 20. Jahrhundert hinein hiess Kehrichtbeseitigung v. a. Ablagerung in Deponien. Solange der Hauskehricht vor allem aus organischen Abfällen bestand, konnte er zu Dünger oder Kompost aufbereitet und verkauft werden. Die Zunahme von nicht oder schlecht abbaubaren Abfällen (Schlacken von Steinkohleheizungen, Papier, Karton, Glas, Metall, usw.) bedingte Kehrichtdeponien in Gruben. Die Deponie im Friedentalmoos am Rotsee wurde um 1904/05 eröffnet. Die ersten Kehrichtverbrennungsanlagen entstanden in den 1870er-Jahren in England, auf dem Kontinent war jene von Kiel eine der ersten. Luzern studierte sie für die Lösung des eigenen Abfallproblems. Bereits 1907/08 befasste sich Luzern mit der Projektierung einer Kehrichtverbrennungsanlage, allerdings folgenlos. Stadtrat und Grosser Stadtrat von Luzern übertrugen 1920 einem Syndikat die Konzession für eine Kehrichtverwertungsanlage nach dem System Rigert. Dieses nahm aber weder am ersten geplanten Standort, Friedentalmoos, noch am zweiten, Tribschenmoos, den Betrieb auf. Nicht nur öffentliche Kehrichtdeponien waren bis weit ins 20. Jahrhundert hinein gang und gäbe. Auch das wilde Deponieren von Abfall war weit verbreitet. Hier das Beispiel am Grenzbach im Matthof, 1964. 1963 fällten Luzern und seine Nachbargemeinden den Entscheid für den Bau einer Kehrichtverbrennungsanlage im Ibach und schlossen sich dafür in einem Zweckverband zusammen. Ende 1967 wurde mit dem Bau der KVA Ibach begonnen, 1971 konnte sie eröffnet werden. Zwischen 1994 und 1996 wurde die KVA Ibach für rund 74 Mio. Franken umfassend modernisiert, was auch die Abgabe von Fernwärme an das Kantonsspital, das Emmen-Center, die Gemeinde Emmen und weitere Liegenschaften ermöglichte. Nach 43 Betriebsjahren ist die KVA im Ibach 2015 nun am Ende ihrer Lebensdauer angelangt. An ihre Stelle tritt die KVA Renergia Perlen, die ebenfalls nicht nur eine Kehrichtverbrennungsanlage, sondern eine höchst effiziente Energiegewinnungsanlage ist.