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22. Januar 2024
Der Stadtrat will die Tagesstrukturen in der Volksschule weiterentwickeln. Das neue Tagesschulmodell sieht vor, dass die Kinder den Mittag an der Schule verbringen, wenn sie am Nachmittag Unterricht haben. Die Wahlfreiheit ist aber weiterhin gegeben. Die Erziehungsberechtigten können ihre Kinder abmelden. Für die Umsetzung des Tagesschulmodells beantragt der Stadtrat beim Grossen Stadtrat einen Sonderkredit von 44,473 Mio. Franken. Das Parlament wird voraussichtlich am 29. Februar 2024 über den Kredit befinden. Die Volksabstimmung ist auf den 9. Juni 2024 geplant.

Die Volksschule und ihre Tagesstrukturen leisten einen elementaren Beitrag zur Chancengerechtigkeit, und zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Die Nachfrage nach familienergänzender Betreuung ist seit Einführung der additiven Tagesschule 2010 in der Stadt Luzern kontinuierlich gestiegen. Der aktuelle Bildungsdiskurs hat zudem vermehrt die Integration von Unterricht, Betreuung und Freizeitgestaltung im Tagesablauf im Fokus. Für das Kind ist die Schule der Lern- und Lebensort, an dem es den Tag verbringt.

Die Weiterentwicklung der Volksschule wird von der Gesellschaft erwartet und ist im Kanton Luzern gesetzlich verankert. Seit 2009 haben die Gemeinden dafür zu sorgen, dass den Lernenden bedarfsgerecht schul- und familienergänzende Tagesstrukturen zur Verfügung stehen. In politischen Vorstössen wurde der Stadtrat zudem beauftragt, die Tagesstrukturen anzupassen, um die Betreuungsangebote entsprechend den gesellschaftlichen Bedürfnissen und im Hinblick auf die Zukunft weiterzuentwickeln. Eine 2020 durchgeführte Evaluation zeigte, dass die Tagesstrukturen der Volksschule in der Bevölkerung eine hohe Akzeptanz geniessen. Bemängelt wurde, dass es zu wenig Betreuungsplätze gibt. Zudem wurde angeregt, eine bedürfnisgerechtere Abwicklung des Anmeldeverfahrens und stärker gebundene Tagesschulmodelle zu prüfen.

Mittag an der Schule verbringen

Mit dem neuen Tagesschulmodell werden die Kinder den Mittag künftig an der Schule verbringen, wenn sie am Nachmittag Unterricht haben. Die Erziehungsberechtigten behalten aber die Wahlfreiheit und können die Kinder von den sogenannten gebundenen Mittagen abmelden. Alle anderen Betreuungszeitfenster zwischen 7 und 18 Uhr können wie bis anhin nach Bedarf gebucht werden. Das Tagesschulmodell sieht sowohl kurze als auch längere, erweiterte Mittage vor. So können schulnahe Angebote im Tagesablauf der Kinder integriert werden. Der Stundenplan wird für die Eltern konstant und vorhersehbar und bietet den ausserschulischen Bildungsakteurinnen und -akteuren zum Beispiel aus den Bereichen Musik und Sport stabile Zeitgefässe zur Platzierung von Angeboten.

Die Änderungen betreffen vor allem die Primarschulkinder. Die Kindergartenkinder besuchen die Mittagsbetreuung weiterhin auf Anmeldung. Für Lernende der Sekundarschule sind fixe Betreuungsmodule nicht altersadäquat. Seit dem Schuljahr 2018/2019 können sich die Jugendlichen der Sekundarstufe ganztägig in der Schule aufhalten, sich dort selber verpflegen, über den Mittag schulhausspezifische, freizeitorientierte Angebote nutzen oder in der Schule lernen und Aufgaben erledigen. Um die langen Unterrichtstage zu verkürzen, ist vorgesehen, die Mittagspause von 120 auf 85 Minuten zu verkürzen. Dadurch können Frühstunden reduziert werden.

Zugang zur Betreuung erleichtern

Mit der Erarbeitung des Tagesschulmodels wurde auch das Tarifsystem überabeitet. Ziel war, den Kindern aus sozioökonomisch benachteiligten Familien den Zugang zur Betreuung zu erleichtern. Insbesondere einkommensschwache Familien und Mehrkindfamilien sollen stärker entlastet werden. So wird zum Beispiel für die gebundenen Mittage ein Einheitstarif von sieben Franken eingeführt. Bisher galten einkommensabhängige Tarife mit einem Minimaltarif von 8,50 Franken. Bei den restlichen Betreuungselementen beteiligen sich die Eltern weiterhin einkommensabhängig. Aber auch hier wurden Anpassungen gemacht, um attraktive Tarife anbieten zu können.

Kreditantrag: 44,473 Mio. Franken

Das neue Tagesschulmodell soll von 2025 bis 2030 etappiert umgesetzt werden. Dafür beantragt der Stadtrat beim Grossen Stadtrat einen Sonderkredit von insgesamt 44,473 Mio. Franken. Darin enthalten sind Investitionskosten für den Ausbau der Infrastruktur von 17,350 Mio. Franken. Der Betreuungsbedarf auf der Primarstufe wächst bereits heute stetig. Die Einführung der Tagesschule beschleunigt diesen Prozess und macht einen längerfristig ausgerichteten Ausbau der Tagesstrukturen nötig. Mit dem Ausbau steigen auch die jährlichen Betriebskosten. Im Sonderkredit sind deshalb 22,124 Mio. Franken reserviert, um diese höheren Kosten in den nächsten zehn Jahren zu decken. Hinzu kommen einmalige Initialisierungskosten von knapp 5 Mio. Franken.

Bildungs- und Chancengerechtigkeit

Der Stadtrat schafft mit dem neuen Tagesschulmodell eine nachhaltige und zukunftsweisende Tagesstruktur für die Schulkinder, ihre Familien und den Standort Stadt Luzern. Der Tagesablauf mit Unterricht, Betreuung und ausserschulischen Bildungsangeboten wird mit den klaren Zeitgefässen ganztägig strukturiert und für alle Beteiligten verlässlich. Das Modell unterstützt die Familien in der Vereinbarkeit von Beruf und Familie, fördert die Erwerbstätigkeit und berücksichtigt gleichzeitig die verschiedenen Familienmodelle, indem die Angebote grundsätzlich freiwillig bleiben. Mit der Überarbeitung des Tarifsystems wird der Zugang zur Betreuung erleichtert und damit die Bildungs- und Chancengerechtigkeit erhöht.

Link:
Bericht und Antrag 48/2023: Tagesschulmodell Stadt Luzern. Weiterentwicklung der additiven Tagesschule. Änderung Reglement. Abschreibung von Vorstössen. Sonderkredit

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Tagesschulmodell Medienmitteilung 22.01.2024 (PDF, 218.45 kB) Download 0 Tagesschulmodell Medienmitteilung 22.01.2024
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