Im Detail
Seit 1. Januar 2024 ist das «Reglement über Solidaritätsbeiträge» in Kraft, welches Unterstützungsbeiträge an die humanitäre Hilfe ermöglicht. Die Stadt Luzern unterscheidet zwischen Nothilfebeiträgen und Beiträgen an die internationale Entwicklungszusammenarbeit. Nothilfebeiträge werden im dringenden Katastrophenfall im In- und Ausland gesprochen. Sie machen einen geringen Anteil aus.
Der Grossteil der Solidaritätsbeiträge geht an die längerfristig ausgerichtete internationale Entwicklungszusammenarbeit. Gewisse NGOs (Nichtregierungsorganisationen) sind berechtigt, entsprechende Gesuche einzureichen. Die Gesuche wurden von der eigens eingesetzten «Fachkommission für globale Solidarität» geprüft. Die Fachkommission gibt dem Stadtrat Empfehlungen ab, welche Projekte oder Programme unterstützt werden sollen.
Nothilfebeiträge: Glückskette lindert akute Not
Beiträge an die Nothilfe sollen schnell und unbürokratisch ausgelöst werden können. Daher werden Spendenaufrufe der Glückskette berücksichtigt. Die Glückskette bietet Gewähr, dass die Mittel umgehend und gezielt zur Linderung akuter Not verwendet werden. Sie verfügt zudem über strenge Kontrollmechanismen.
2024 unterstützte die Stadt Luzern folgende Spendenaufrufe:
- Humanitäre Krise im Nahen Osten: Fr. 20'000.–
- Humanitäre Krise im Sudan: Fr. 20'000.–
- Unwetter in der Schweiz: Fr. 10'000.–
- Solidaritätstag «Gegen Gewalt an Kindern»: Fr. 10'000.–
Beiträge an die internationale Entwicklungszusammenarbeit
Die neue Fachkommission prüft Programme und Projekte. Mit Projektbeiträgen werden einzelne Vorhaben in einem spezifischen, oft eng gefassten Umfeld unterstützt. Programmbeiträge sind Zuschüsse, die an zeitlich und teilweise auch inhaltlich breit angelegte Programme von Schweizer NGOs ausgerichtet werden. Sie sind für grössere Empfängerorganisationen konzipiert, welche sich durch ihr langfristiges Engagement in der Armutslinderung und Nothilfe auszeichnen sowie über thematische und operationelle Expertise verfügen. Zur Beurteilung der Programmanträge führte die Fachkommission ein zweistufiges Verfahren durch.
Aufgrund der Empfehlung der Fachkommission bewilligte der Stadtrat folgende Programmbeiträge für das Jahr 2024:
- Enfants du Monde
Fr. 50'000.– für das Programm «Verbesserung der Gesundheit von Müttern, Neugeborenen und Kindern, Burkina Faso». Der Beitrag der Stadt Luzern ermöglicht die Umsetzung einer der wichtigsten Programmkomponenten. Er trägt so massgeblich zur Verbesserung der Kenntnisse der Schwangeren und Mütter über die Gesundheitsvorsorge und -versorgung von Neugeborenen und Kleinkindern bei.
- Fastenaktion
Fr. 150'000.– für das Programm «Für die wirtschaftliche und soziale Resilienz von einer Million Menschen im Senegal». Bis 2028 erreicht das Programm eine Million Menschen sowohl in städtischen Gebieten als auch auf dem Land. Es stärkt die Bewegung der sogenannten Solidaritätskalebasse weiter. Mit der Förderung des Programms nimmt die Stadt Luzern an diesem Erfolg teil und ermöglicht Tausenden – vor allem Frauen – den Weg in die Selbstständigkeit für sich und ihre Familien.
- Brücke Le Pont
Fr. 100'000.– für das Programm «Trabajo justo». Es stärkt die Arbeitsrechte allgemein und insbesondere die von Hausangestellten, Textil- und Heimarbeitern und Heimarbeiterinnen in El Salvador und Honduras durch systemische Verbesserungen.
- Ärzte ohne Grenzen
Fr. 200'000.– für das Programm «Gesundheitsversorgung für Betroffene der Krise im Sudan und in Tschad». Damit agiert die NGO in einer vom Krieg hart betroffenen Region. Als medizinisch-humanitäre Organisation hat Ärzte ohne Grenzen sich zum Ziel gesetzt, die Krankheits- und Sterblichkeitsrate unter den vom Konflikt Betroffenen im Sudan sowie unter sudanesischen Geflüchteten im Osten Tschads zu senken.
- WWF Schweiz
Fr. 100'000.– für das Programm «Resilienz für Wälder, Menschen und Wildtiere in Ost-Usambara, Tansania». Das Programm erreicht Menschen in elf Dörfern, die landwirtschaftliche Güter primär für den Eigenbedarf produzieren. Sie sind dabei stark auf die natürlichen Ressourcen des Waldes angewiesen. Auf einer Fläche von rund 68’600 Hektar werden dazu Wälder, Fliessgewässer, Wildtier-Wanderkorridore und Agrarlandbereiche erhalten und wo nötig wiederhergestellt.
Aufgrund der Empfehlung der Fachkommission unterstützte die Stadt Luzern 2024 folgende NGOs mit Projektbeiträgen:
- Elisabethenwerk / SKF Frauenbund
Fr. 14’000.– für das Projekt «Indien: Mehr Einkommen für landlose Dalit-Frauen in Bihar». Ihnen wird der Zugang zu den Sozialprogrammen der Regierung und zu Landtiteln ermöglicht. Die Landrechte sind zentrale Existenzgrundlagen für die Menschen in der Region. Sie verbessern nicht nur den sozio-ökonomischen Status, sondern auch die Würde von Frauen und Mädchen.
- Elisabethenwerk / SKF Frauenbund
Fr. 14’000.– für das Projekt «Stärkung von Müttern und Kindern mit Behinderung in Uganda». Es zielt darauf ab, die Gesundheit und das Wohlbefinden von behinderten Kindern zu verbessern sowie das Einkommen ihrer Mütter in ausgesuchten Dörfern zu erhöhen, indem nachhaltige Einkommensmöglichkeiten geschaffen werden. Die Lebensbedingungen der Kinder werden durch Schulungen und durch den Aufbau von Unterstützungssystemen verbessert.
- Caritas Schweiz
Fr. 150’000.– für das Projekt «REVIVE – Höheres Einkommen dank Solarenergie» in Haiti. Das Projekt zielt darauf ab, den Fischer*innen sowie Händler*innen im Inselstaat Haiti eine Verbesserung ihres Einkommens zu ermöglichen. Indem sie ihre Ware in einem solarbetriebenen Kühlhaus länger lagern können, verbessert sich ihre Position am Markt markant.
- SolidarMed
Fr. 150’000.– für das Projekt «Doppelte Belastung im Gesundheitswesen besser bewältigen, Simbabwe». Es setzt den Fokus auf chronische, nicht übertragbare Krankheiten. Diese Krankheiten, welche mittlerweile häufigste Ursache für Tod oder Behinderung sind, nehmen auch in Afrika rasant zu. Das Projekt spricht auch marginalisierte Gruppen (Kinder mit Einschränkungen, Inhaftierte, Menschen in psychiatrischen Institutionen) an.
- SolidarMed
Fr. 100’000.– für das Projekt «Saubere und sichere Spitäler – Spitalhygiene in Mosambik». Es zielt auf ein weit verbreitetes Problem ab: Spitalinfektionen als Folge von mangelhafter Hygiene. Eine funktionierende Infektionsprävention und -kontrolle senkt die Sterblichkeit bei Müttern und Kindern.
Fachkommission
Die Fachkommission für globale Solidarität ist aus Personen mit Expertise in der internationalen Entwicklungszusammenarbeit zusammengesetzt. Sie verfügen über praktische und wissenschaftliche Erfahrungen, um die Gesuche unter verschiedenartigen Aspekten zu prüfen.
Karin Hess ist Leiterin der Stabsstelle bei der katholischen Kirche Stadt Luzern. Sie wirkt in dieser Funktion in der «Doppelratskommission Entwicklungszusammenarbeit» mit, welche ähnliche Aufgaben erfüllt wie die städtische «Fachkommission für globale Solidarität».
Dr. Stefanie Krapp ist seit 2021 Leiterin des Bereichs Evaluation am Zentrum für universitäre Weiterbildung der Universität Bern. Sie verfügt über umfangreiches Wissen und praktische Erfahrungen in Konzeptionierung, Durchführung und Qualitätssicherung von Evaluationsprozessen.
Morris Etter ist Mitgründer und Co-Geschäftsleiter der vor zwölf Jahren gegründeten Non-Profit-Organisation «Wasser für Wasser». Dabei verbindet er Non-Profit-Aktivitäten und Unternehmertum, um Wirkung in strukturell benachteiligten Gebieten zu erzielen.
Philippe Brügger ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO). Er ist seit 2021 als Programm-Manager im Bereich der makroökonomischen Unterstützung tätig und untersucht dabei unter anderem das öffentliche Finanzmanagement und die Entwicklung des Finanzsektors in den jeweiligen Ländern.
Name | |||
---|---|---|---|
Solidaritätsbeiträge 2024 Medienmitteilung 17.01.2025 (PDF, 138.04 kB) | Download | 0 | Solidaritätsbeiträge 2024 Medienmitteilung 17.01.2025 |