Die Förderung in der Bildungssprache sollte früh genug ansetzen, da wichtige Weichen im Leben eines Kindes bereits vor dem Kindergarteneintritt gestellt werden. Die frühe Sprachförderung verbessert die Chancen benachteiligter Kinder und erhöht auch die spätere berufliche und gesellschaftliche Integration.
Fragen zur Sprache
Mitte Januar 2021 hat die Stadt Luzern zum zweiten Mal nach 2020 rund 800 Eltern angeschrieben, deren Kinder in rund eineinhalb Jahren in den Kindergarten gehen werden. Die Eltern wurden gebeten, einen Fragebogen zum Sprachverständnis ihres Kindes auszufüllen. Dieser Fragebogen – die sogenannte Sprachstanderhebung – wurde in zwölf Sprachen übersetzt. Er enthält unter anderem Fragen zu den Sprachen, die in der Familie gesprochen werden, zu den Gelegenheiten für das Kind, Deutsch zu lernen, und Fragen zum vorhandenen Wortschatz.
Unterstützung ermöglichen
«Aus den Antworten ermitteln wir, bei welchen Kindern die frühe Sprachförderung hilfreich wäre», sagt Monika Hürlimann, Leiterin des Bereichs Frühkindliche Bildung und Betreuung bei der Stadt Luzern. Kindern, die im Deutsch oder in ihrer weiteren Entwicklung Unterstützung brauchen, ermöglicht die Stadt Luzern einen subventionierten Platz in einer Spielgruppe oder Kita.
Bereits vor einem Jahr haben über 700 Eltern von Stadtluzerner Kindern einen Fragebogen erhalten. «Rund 90 Prozent haben damals den Fragebogen ausgefüllt – ein hervorragender Wert», sagt Monika Hürlimann. Die Prüfung der Bögen ergab, dass bei 180 Kindern eine frühe Sprachförderung hilfreich wäre. «Die Mehrheit dieser Kinder wurde von ihren Eltern danach in einer Spielgruppe oder einer Kindertagesstätte (Kita) angemeldet», sagt Monika Hürlimann.
Soziale Erfahrungen
In Spielgruppen können Kinder zwei- bis dreimal pro Woche ein paar Stunden spielerisch soziale Erfahrungen machen und dabei auch Deutsch lernen. Die ausgebildeten Spielgruppenleiterinnen und -leiter helfen den Kindern dabei. In einer Kita wird das Kind den ganzen Tag betreut. Ideal ist der Besuch während mindestens zweier Tage. Dies ermöglicht es den Eltern, einer Arbeit nachzugehen, oder sich aus- oder weiterzubilden und zum Beispiel einen Sprachkurs zu besuchen.
Zweisprachigkeit als Chance
Monika Hürlimann beobachtet, dass viele fremdsprachige Eltern mit dem frühen Deutschlernen ihrer Kindern zögern. «Sie befürchten, dass ihre Familiensprache in den Hintergrund gerät.» Für Monika Hürlimann schliesst das eine das andere aber nicht aus. «Eine wichtige Grundlage, um Deutsch als Zweitsprache zu lernen, ist eine gute Basis in der Muttersprache», sagt sie. «Eltern von mehrsprachigen Kindern sollten deshalb mit ihren Kleinen in ihrer Herzenssprache kommunizieren, oft Geschich-ten lesen und Bilderbücher anschauen.» Aus Sicht von Monika Hürlimann ist es aber richtig und wichtig, dass sich die Kinder schon früh – zum Beispiel in einer Spielgruppe oder Kita – auch mit der deutschen Sprache auseinandersetzen.
Wertschätzung spüren
«Jede weitere Sprache, die ein Kind spricht und versteht, ist ein wunderbares Privileg und bringt in dieser globalisierten Welt viele Vorteile mit sich», sagt Monika Hürlimann. «Kinder und Eltern sollten dafür auch Wertschätzung spüren können; und zwar nicht nur, wenn sie Englisch oder Französisch sprechen.»
Weitere Informationen: www.startklar.stadtluzern.ch
Für fremdsprachige Eltern: www.fabialuzern.ch
Andrea Müller
Volksschule Luzern