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23. August 2021
Der Stadtrat hat in der Klima- und Energiestrategie 32 Massnahmen erarbeitet, die er gemeinsam mit der Bevölkerung und der Wirtschaft bis 2030 umsetzen will. Das «Stadtmagazin» präsentiert einen groben Überblick über die Massnahmen.

1. Viel mehr Strom aus Sonnenenergie

Wenn aus Klimaschutzgründen Öl und Gashei­zungen durch Wärmepumpen ersetzt und Fahr­zeuge durch Elektromotoren angetrieben werden, braucht es mehr Strom. Einen möglichst grossen Teil davon will die Stadt Luzern zukünftig auf ihrem Gemeindegebiet produzieren: Werden Dächer neu gebaut oder wesentlich geändert, müssen sie zukünftig grossflächig mit Solaranlagen ausgerüstet werden. Das schlägt der Stadtrat im Rahmen der laufenden Revision der Bau und Zonenordnung vor. Auf Flachdächern sollen die Liegenschaftsbesitzerinnen und besitzer in einem vorgegebenen Rahmen wählen können, welche Flächen sie begrünen und welche Flächen sie energetisch nutzen wollen. Auf Schrägdächern sollen jene Flächen mit Solaranlagen belegt werden, welche einen wirtschaftlichen Betrieb gewährleisten. Aus Gründen des Denkmal und des Ortsbildschutzes sind Ausnahmen möglich.

Energiehaus mit roten Modulen
Solaranlagen auf Dächern oder, wie hier am Energiehaus, an Fassaden: Davon soll es künftig viel mehr geben.

In Ergänzung zu diesen Vorschriften will der Stadtrat das Förderprogramm für Photovoltaikanlagen ausbauen. Dank der Fördergelder soll die Nutzung der Sonnenenergie stark beschleunigt, die Wirtschaftlichkeit für die privaten Investorinnen und Investoren sichergestellt und die ästhetische Qualität der Anlagen verbessert werden.

Die Stadt will bezüglich Solarenergie eine Vorbildrolle einnehmen. Sie will das Potenzial ihrer Liegenschaften bis 2030 ausschöpfen und investiert dafür rund 3,7 Mio. Franken.

2. Weg von Öl und Gas

Noch wird in der Stadt Luzern vor allem mit Öl und Gas geheizt. Die knapp 6000 Feuerungsanlagen verursachen zusammen die Hälfte aller Treibhausgasemissionen. Werden heute fossile Heizun­gen ersetzt, ist die neue Heizung in 60 Prozent der Fälle wiederum eine Öl- oder Gasfeuerung mit einer Lebensdauer von 20 bis 30 Jahren. Das ist mit der Zielsetzung, die Treibhausgasemissionen bis 2040 auf null zu senken, nicht vereinbar.

In Gebieten, in denen Alternativen zu einer fossilen Heizung existieren, will der Stadtrat den Einbau von Öl- und Gasfeuerungen deshalb verbieten. Das schlägt er im Rahmen der laufenden Revision der Bau und Zonenordnung vor. Vom Verbot ausgenommen wird die fossile Wärmeerzeugung, wenn alternative Lösungen technisch nicht möglich oder über die gesamte Lebensdauer gerechnet wirtschaftlich nicht verhältnismässig sind. Dieses Vorgehen hat sich in der Stadt Basel bewährt.

Häuser mit rauchenden Kaminen
Noch wird in der Stadt Luzern vor allem mit Öl und Gas geheizt – das soll sich ändern.

Zur Unterstützung der Liegenschaftsbesitzerinnen und -besitzer verstärkt die Stadt Luzern ihre Beratungs- und Förderprogramme. Für technisch oder rechtlich anspruchsvolle Objekte werden spezifische Beratungsangebote geschaffen und die finanziellen Fördermittel werden massiv aufgestockt.

Auch hier geht die Stadt Luzern mit gutem Beispiel voran: Bis im Jahr 2030 ersetzt sie in ihren eigenen Liegenschaften alle fossilen Heizungsanlagen durch klimafreundliche Alternativen. Der Stadt Luzern gehören mehr als 250 Gebäude.

3. Wärme aus See und Abfallverbrennung

Was vor 100 Jahren noch revolutionär war, ist heute Normalität: Ein Netz von Gasleitungen durchzieht die Stadt und versorgt viele Liegenschaften mit Heizenergie. In Zukunft soll vermehrt Wärme statt Gas angeliefert werden. Auf Stadtgebiet sind aktuell zwei grosse Wärmenetze im Aufbau: In Littau versorgt ewl (Energie Wasser Luzern) grosse Teile des Siedlungsgebietes mit Abwärme der Kehrichtverbrennungsanlage Renergia und der Firma Swiss Steel. Dafür wurde im Littauer Boden eine Wärmezentrale und bis nach Perlen eine Transportleitung gebaut.

Am Inseliquai hat ewl die bestehende SeeEnergieZentrale für rund 20 Mio. Franken um- und ausgebaut. Das hier gefasste Seewasser beheizt und kühlt bereits heute Bauten rund um den Bahnhof Luzern und soll dereinst auch das Tribschenquartier sowie die Klein- und die Neustadt mit erneuerbarer Energie versorgen. Im Endausbau werden insgesamt 3700 Haushalte und Betriebe mit klimafreundlicher Energie versorgt.

Anlage in See
Für die SeeEnergieZentrale Inseliquai wurde eine neue Wasserfassung in den See gelegt.

Die Stadt Luzern will die Planung weiterer Wärmenetze aktiv vorantreiben und ist bereit, dafür Vorinvestitionen zu leisten. Ausserdem will sie für Liegenschaften, die heute noch fossil beheizt werden, Übergangslösungen anbieten, damit sie dereinst einfacher an die künftigen Wärmenetze angeschlossen werden können. Auch mit dem Anschluss eigener Liegenschaften hilft die Stadt mit, die thermischen Netze realisieren und wirtschaftlich betreiben zu können.

4. Verstärken der städtischen Verkehrspolitik

Dank einem guten Mix von Wohnungen, Arbeitsplätzen und Einkaufsmöglichkeiten einerseits und der Förderung des Fuss, Velo und öffentlichen Verkehrs andererseits gelingt es der Stadt, Mobilität sicherzustellen und gleichzeitig die Verkehrsmenge zu reduzieren. Diese erfolgreiche Verkehrspolitik soll verstärkt werden. Bis 2040 will der Stadtrat jeden zweiten Parkplatz auf öffentlichem Grund aufheben und die Flächen für Boulevardgastronomie, für ökologisch wertvolle Grünräume, für Fussgänger, Velofahrerinnen und für den öffentlichen Verkehr zur Verfügung stellen.

Trottoir in Luzern
Verkehrsmenge reduzieren, Strassenraum attraktivieren: Verkehrspolitik ist Klimapolitik.

Der Stadtrat will auch bei bestehenden privaten Parkplätzen ansetzen. Gemessen an den heutigen Vorschriften, sollen «überzählige» Parkplätze abgebaut oder umgenutzt werden. Sie können zum Beispiel an Privatpersonen oder Unternehmen in der Nachbarschaft abgetreten werden, die so keine eigenen Parkplätze realisieren müssen.

Mit dem Ziel, den Motorfahrzeugverkehr bis 2040 energieeffizient und klimafreundlich zu gestalten, erarbeitet der Stadtrat einen «Planungsbericht Güterlogistik» und ein «Gesamtkonzept erneuerbare Antriebskonzepte». Die Berichte sollen aufzeigen, welche Massnahmen der Stadt zur Verfügung stehen und wie sie umgesetzt werden können. Schliesslich soll der gesamte städtische Fuhrpark auf erneuerbare Antriebssysteme umgestellt werden, nach Möglichkeit bis 2030, spätestens bis zum Jahr 2040.

 

Peter Schmidli, Bereichsleiter Luft, Energie, Klimaschutz

 

ewl ist auf Kurs

ewl (Energie Wasser Luzern) ist 2001 aus ver­schiedenen Dienstabtei­lungen der Stadt Luzern entstanden. Als privat­rechtliche Aktiengesell­schaft ist ewl zu 100 Pro­zent im Besitz der Stadt Luzern.

Bereits in den vergangenen Jahren haben die Stadt und ihre Tochterunternehmung den strategischen Fokus auf erneuerbare Energielösungen gelegt. Dank dieser weitsichtigen Ausrichtung verfügt ewl heute über die Kompetenzen, um grosse Infrastrukturprojekte im Wärmebereich umzusetzen.

Erneuerbare Energie
Verwaltungsrat von ewl hat unter der Berücksichtigung von politischen, technologischen und ökonomischen Treibern die ökologische Ausrichtung nochmals verstärkt. Beispielsweise mit den Investitionen in die See-Energie-Zentralen in Luzern und Horw und in den Auf- und Ausbau des See-Energie- und Fernwärmenetzes. Dabei wird die fossile Wärmeversorgung schrittweise durch erneuerbare Technologien abgelöst (Dekarbonisierung).

Mit diesem Beitrag zur Wärmetransformation positioniert sich ewl als eine kompetente Dekarbonisierungspartnerin auch für andere Gemeinden, für Grossprojekte und für die Industrie.

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Stadtmagazin Nr. 3/2021