Von Andrea Müller
Vor einem halben Jahr starteten die Arbeiten für den Erweiterungsneubau bei der Schulanlage Moosmatt. Gebaut wird ein zusätzliches Schulgebäude, das per Schuljahresbeginn im August 2026 von den Klassen bezogen wird. Danach folgt die Gesamtsanierung der bestehenden Gebäude bis im Sommer 2028. In der Planungsphase wurden die Kinder und andere Bezugsgruppen, wie bei grossen Schulbauprojekten in der Stadt Luzern üblich, in einem partizipativen Prozess einbezogen. Einige von den Lernenden gewünschte Ideen – wie eine Rutschbahn über mehrere Stöcke im neuen Schulhaus – können zwar nicht umgesetzt werden, doch die geplanten Trampoline auf dem neuen Pausenplatz werden auf Wunsch der Kinder angebracht.
Die Beteiligung der Kinder soll mit dem Ende der Planungsphase nicht abgeschlossen sein. «Jetzt, wo gebaut wird, wollen die Kinder wissen, was bei der Baustelle vor sich geht», sagt Edina Kurjakovic, Fachspezialistin Quartierentwicklung und Partizipation und seitens Stadtverwaltung zuständig für den Partizipationsprozess im Schulhaus Moosmatt. «Uns ist wichtig, dass sie die Baustelle positiv erleben.» Positiv, obwohl sie ein Sicherheitsrisiko und sehr laut ist und den Pausenplatz schrumpfen lässt. Diese Themen und auch das Bauen werden aktiv beispielsweise im Fach Natur, Mensch, Gesellschaft in den Unterricht eingebaut.
Legomodelle und Fragelisten
Die Klasse von Milena Tschopp ist mit den anderen vier 3./4.-Klassen im Schulhaus Moosmatt in die Rollen von Architekten und Baumeisterinnen geschlüpft und hat mit Legos Schulgebäude gebaut und schöne Umgebungen gestaltet. «Eine Klasse fing mit dem Bauen an, und die anderen bauten weiter», so die Lehrerin. «Es durfte nichts abgerissen, sondern nur erweitert oder aufgestockt werden. Durch diese kooperative Aufgabe entstand ein spannendes Bauprojekt mit vielen Details.»
Im Unterricht werden die Fragen der Kinder zur Baustelle behandelt. In den Schulzimmern hängen Plakate, auf welche die Kinder Fragen aufschreiben können. Diesen Fragen stellen sich die Fachpersonen der städtischen Dienstabteilung Immobilien. Auf einem Baustellenbesuch erfahren die Kinder mehr über den Baustoff Beton, und ein Dauerthema ist natürlich die Baustellensicherheit.
Grundsteinlegung
Der 29. November 2024 war mit der Grundsteinlegung des Fundaments des Neubaus ein wichtiger Tag im Terminplan des Bauprojekts. Auch hier wurden die Kinder gut eingebunden. Jede Klasse durfte Andenken, Briefe oder Wünsche formulieren, die in der Baugrube vergraben wurden und für künftige Generationen bewahrt werden. Die Klasse von Milena Tschopp hat pro Kind ein Namenskärtchen gestaltet, auf dem ein Wunsch an ihr Zukunfts-Ich sowie ein Wunsch für alle Kinder steht, die im neuen Schulhaus in die Schule gehen werden.
Getrennte Wege sorgen für Sicherheit
Bei Bauarbeiten während des Schulbetriebs hat die Sicherheit oberste Priorität. Gleichzeitig muss aber auch dem Bewegungsdrang und der Neugier der Kinder Rechnung getragen werden.
Im Schulalltag und im Kontakt mit Eltern zeigt sich, dass Kinder, Eltern und die Mitarbeitenden der Schule viele Fragen zur Baustelle auf dem Areal des Schulhauses Moosmatt haben. Vor allem bei den jüngeren Kindern betreffen diese Fragen oftmals die Baustellensicherheit. Philipp Stehli, Bereichsleiter Infrastruktur bei der Volksschule Stadt Luzern, bringt die Herausforderung auf den Punkt: «Bauen während des Schulbetriebs versucht man möglichst zu verhindern. Tatsächlich gelingt dies aber selten.» Denn bei langen Bauzeiten – im Fall des Schulhauses Moosmatt vier Jahre – ist es schlicht unmöglich.
Langjährige Erfahrung
Die Verantwortlichen der Stadt Luzern sind sich Grossbaustellen gewohnt und haben viel Erfahrung mit der Sicherheitsproblematik. Auch beim Schulhaus Littau Dorf, das aktuell saniert und erweitert wird, konnten bereits viele Erkenntnisse gewonnen werden. Ein wichtiger Aspekt bei der Gewährleistung der Sicherheit sind die verschiedenen Wegführungen rund um die Baustelle, wie Projektleiter Dominik Irmiger von der städtischen Dienstabteilung Immobilien sagt. Die Wegführung betrifft einerseits die Fusswege für die Kinder, die Mitarbeitenden und die Bevölkerung, andererseits die Zu- und Wegfahrten der Baumaschinen und Lastwagen.
«Um die Baustellenfahrten beim Schulhaus Moosmatt komplett von den Fusswegen zu trennen, wurde ein bisheriger Zugang zum Schulgelände beim ehemaligen Spielplatz inklusive Trottoir für den Fussverkehr komplett gesperrt», so Dominik Irmiger. Dort fahren nun die Lastwagen und andere Fahrzeuge zur Baustelle und von ihr weg, wann immer möglich Richtung Allmend. Der Zutritt zur Schule ist nur noch im nördlichen Teil der Anlage möglich.
Der Neugierde begegnen
Auch die Wege auf dem Areal, beispielsweise vom Schulhaus zur Betreuung, zur Turnhalle oder zur Aussensportanlage, sind ein grosses Thema. Weil je nach Abschnitt der mehrjährigen Bauphase an anderer Stelle gebaut wird, gibt es immer wieder andere Wegführungen, an die sich die Beteiligten gewöhnen müssen. Und weil Kinder neugierig sind, müssen die Projektverantwortlichen mit ausgeklügelten Methoden arbeiten. «Die Baustellenabschrankungen in Form von Gittern werden nun mal von Kindern bestiegen, auch wenn es gefährlich ist», sagt Dominik Irmiger. «Wir müssen deshalb dafür sorgen, dass durch das Anbringen von Kunststoffplatten an den Gittern nicht mehr daran hochgeklettert werden kann.» Der Neugierde der Kinder wird mit Aussparungen in den Platten begegnet, sodass sie das Vorgehen auf der Baustelle beobachten können.
Weniger Platz während der Bauzeit
Je mehr Platz für Wendemanöver und die Baustelleninstallationen zur Verfügung steht, umso weniger Platz bleibt den Kindern auf dem Schulhausplatz zum Spielen. Denn die grosse Wiese ist belegt: Hier steht der provisorische Modulbau, in dem ein Teil der Kinder während der Bauzeit unterrichtet wird. Hier wurde auch als Ersatz ein provisorischer Spielplatz angelegt. Nach Abschluss der Bauarbeiten wird der Pausenplatz aber grösser sein: Der Garderobenanbau aus den 1960er-Jahren wird abgerissen, und im Osten der Anlage wird ein grosser Quartierspielplatz erstellt.
Weitere aktuelle Bauprojekte
Nebst dem Schulhaus Moosmatt werden weitere städtische Schulanlagen erweitert und neu gebaut:
- Littau Dorf: Es entstehen bis 2026 zusätzlicher Schulraum sowie eine neue Dreifachturnhalle. Die bestehenden Trakte werden saniert.
- Steinhof: Die beiden Schulhäuser werden mit einem Neubau an einem Standort zusammengeführt. Im Februar 2025 beginnen die Bauarbeiten.
- Rönnimoos: Gebaut werden ein Erweiterungsneubau und eine Dreifachturnhalle. Baustart ist im Sommer 2025 mit der Turnhalle.
- Hubelmatt: Für die Umgestaltung des Aussenraums läuft aktuell ein Partizipationsprojekt. In der Planung wurde dank Hinweisen der Kinder bereits einiges justiert.
- St. Karli: Der Erweiterungsneubau ist abgeschlossen – der neue Anbau des Schulhauses hat den Prix Lignum Region Zentrum gewonnen, der den innovativen und zukunftsweisenden Einsatz von Holz in Bauwerken auszeichnet.
Kunst und Bau
Bei Schulhaussanierungen und -neubauten wird 0,5 bis 1 Prozent der Bausumme für Kunst aufgewendet. Sichtbares Ergebnis der Partizipation an der Schule Moosmatt werden die beiden künftigen Eingangstore sein, deren Oberfläche einem Sandkastenrelief nachempfunden werden. Geplant ist, dass die Schulkinder deren Guss mitgestalten können.