Bild oben: Die Brüelmatte, die grosse Wiese vis-à-vis des Romerohauses, eignet sich ideal als Treffpunkt für Menschen quer durch die Generationen.
Von Pirmin Bossart
Früher war es manchmal ein Wanderzirkus, der ein wenig Abwechslung in den Alltag im Würzenbachquartier brachte. Heute, wo schon bald jedes Smartphone zum virtuellen Wanderzirkus mutiert, ist es eine Buvette, eine mobile Bar auf der Brüelmatte, die Leute anzieht und für Unterhaltung sorgt. Sie schafft reale Begegnungsmöglichkeiten zwischen Menschen und bringt Jung und Alt zusammen. Ihre Premiere hatte die Buvette Würzenbach im Juni 2020. Kern der Buvette ist ein ehemaliger Transportanhänger, der zu einer mobilen Bar umfunktioniert wurde. Das Gefährt wird jeweils auf der grossen Wiese vis-à-vis des Romerohauses hingestellt und muss jedes Mal gemietet, auf- und abgebaut werden. Getragen wird die Buvette von einem Verein, der sich mit rund 40 Helfenden um den Betrieb kümmert und kleine Events organisiert.
Die grosse Wiese
Auslöser für den neuen Treffpunkt im Quartier war eine Zukunftswerkstatt im September 2018: Menschen aus dem Würzenbach entwickelten Szenarien, wie sie in ihrem Quartier leben möchten. «Damals schrieb ich eine Zukunftsgeschichte, in der auch die Idee einer Buvette auf der Wiese auftauchte», sagt Gabriela Hübscher. Sie lebt mit ihrem Mann Simon Schärer und ihren drei Kindern seit 14 Jahren im Quartier, ganz in der Nähe der Brüelmatte. «Diese grosse Wiese ist geradezu prädestiniert, ab und zu belebt zu werden, von Menschen quer durch die Generationen.» Die ersten Ideen, die schliesslich zur Buvette führten, seien aber auf dem Kinderspielplatz entstanden, schmunzelt die Kommunikationsfachfrau. «Simon und ich fanden es oft schade, dass wir Erwachsene uns immer nur auf dem Spielplatz trafen.»
Mit seinen rund 8000 Einwohnenden ist das Würzenbachquartier grösser als Malters, Rothenburg oder Adligenswil. Mit der Nähe zum See, zum Meggerwald und zu den naturnahen Räumen entlang des Bachs bietet es eine gute Lebensqualität. Für kulturelle Erlebnisse müssen die Bewohnenden allerdings die Innenstadt aufsuchen, auch öffentliche Begegnungsräume sind dünn gesät. Es gibt im zentralen Quartierbereich ein Restaurant im Sportcenter Würzenbach oder das Café der Bäckerei Kreyenbühl, aber keine richtige Quartierbeiz. Es braucht heutzutage schon den besonderen Kick, um die mit reichlich Pflichten und Ablenkungen gesegneten Menschen in einem Quartier besser miteinander zu vernetzen. Die Buvette Würzenbach ist ein solcher Kondensationspunkt.
«Erfrischend und wertvoll»
Im Sommer 2020 haben Gabriela Hübscher und Simon Schärer zusammen mit Helen Jovanovic die erste Buvette lanciert. Seitdem ist sie jedes Jahr vier bis sechsmal durchgeführt worden. «Wir wurden von vielen Seiten unterstützt. Stadtgrün Luzern hat uns geholfen, im Romerohaus dürfen wir die Toiletten benutzen, die IG Arbeit versorgt uns mit kleinen Essenangeboten und Snacks, der Quartierverein und die Kirchgemeinde stehen hinter uns», sagt Simon Schärer. Schön sei auch die Durchmischung der Generationen. Während die Eltern unter sich zusammensitzen, vergnügen sich die Kinder auf der Wiese. «Auch eine Delegation von Vicino, eine Organisation, die sich um die Bedürfnisse älterer Menschen im Quartier kümmert, kommt uns regelmässig besuchen», freut sich Gabriela Hübscher.
Er empfinde das Engagement des Vereins Buvette Würzenbach als «überaus erfrischend und wertvoll», sagt Philipp Rügländer, Präsident des Quartiervereins Seeburg-Würzenbach-Büttenen. «Die Buvette hat sich über die letzten Jahre zu einer festen und rege besuchten Attraktion im Quartier entwickelt. Sie ist kein Ersatz, aber eine schöne Alternative zum Würzenbachfest, welches die letzten Jahre wegen fehlender Helfenden leider nicht mehr durchgeführt werden konnte.» Im Quartier zeige sich die Buvette als sommerlicher Farbtupfer und Ort, an dem man auch spontan vorbeischauen und sich zu einer Erfrischung, einem Snack und vor allem auch auf einen Schwatz treffen könne, sagt Rügländer.
Regelmässig werden an der Buvette kleine Konzerte veranstaltet, etwa mit der Bluegrass-Countryband Ophelia’s Iron Vest oder der Jazzsängerin Marion Maurer. Zu den bisherigen Buvette-Events gehörten der Flohmarkt für Kinder, der in Zusammenarbeit mit dem Club junger Familien realisiert wurde, sowie der Anlass «De schnellscht Würzebächler» auf dem Schulhausareal, an dem im Juni 2023 und 2024 rund 100 Kinder teilnahmen. Überraschend erfolgreich verlief die Winter-Buvette am Dreikönigstag 2024. Trotz Regens erschienen über 100 Personen. Feuerschalen sorgten für Atmosphäre und Wärme, der Quartierverein spendete Dreikönigskuchen. Die nächste Dreikönigsbuvette findet übrigens am 5. Januar 2025 statt!
Mit der Verleihung des mit 5000 Franken dotierten Anerkennungspreises Quartierleben der Stadt Luzern und dem Sponsoring der Katholischen Kirche der Stadt Luzern (siehe Randspalte) erfährt das Engagement des Buvette-Teams und seiner 40 Helfenden eine verdiente Wertschätzung. Gleichzeitig wirkt diese Ehrung auch als Motivation, die Buvette Würzenbach in die Zukunft zu führen. Simon Schärer: «Diese Preise machen es erst möglich, darüber nachzudenken, wie es weitergeht. Es ist sehr motivierend, dass wir nun nach fünf Jahren nicht einfach wie bisher weiterfahren müssen, sondern vielleicht eine neue Idee realisieren können.»
Eine stationäre Buvette
Die Initianten, zu denen inzwischen auch Jürg Huber gehört, träumen davon, dass sie den Buvette-Betrieb in der näheren Zukunft mit einer stationären Lösung auf eine gute Art etablieren können. Der mobile Betrieb sei teuer und sehr aufwendig. «Eine stationäre Buvette, vielleicht mit einem Container, den wir selber gestalten und einrichten können, wäre deutlich unkomplizierter und effizienter.» In einem ersten Schritt wollen sie nun ihre Idee dem Quartierverein vorstellen. «Sie müssen einverstanden sein und können uns vielleicht noch gute Impulse geben.» In einem zweiten Schritt will der Verein Würzenbach mit dem Projekt bei der Stadt vorstellig werden. «Dann wissen wir, was die Rahmenbedingungen sind und wie wir das Projekt am sinnvollsten umsetzen können.» Sicher ist: Der Verein will keinen permanenten «Unterhaltungsbetrieb», sondern einen generationenübergreifenden Treffpunkt, der eine gewisse Regelmässigkeit ausstrahlt, aber dennoch quartierverträglich ist. Vor allem sollen auch andere Vereine oder Institutionen die Buvette für ihre Anliegen nutzen können.
Anerkennungspreis Quartierleben 2024
Für seine Aktivitäten rund um die Buvette Würzenbach hat der Verein Buvette Würzenbach von der Stadt Luzern den diesjährigen Anerkennungspreis Quartierleben Luzern in der Höhe von 5000 Franken erhalten. Der Verein ist der siebte Preisträger in dieser Auszeichnung. Der jährlich verliehene Anerkennungspreis Quartierleben stellt ein ausgewähltes Projekt ins Zentrum, das beispielhaft für das vielfältige ehrenamtliche Engagement steht. Der städtische Preis wurde anlässlich der Quartierkonferenz von der Sozial- und Sicherheitsdirektorin Melanie Setz überreicht.
Weitere Auszeichnung
Praktisch gleichzeitig mit dem Anerkennungspreis folgte für den Verein Buvette Würzenbach eine weitere Überraschung: Im Rahmen ihres 150-Jahr-Jubiläums sponserte die Katholische Kirche der Stadt Luzern zehn lokale Projekte im Sinne ihres sozialen Engagements mit je 15’000 Franken. Zu den Auserwählten gehörte auch die Buvette Würzenbach.
Geteilte Freude ist doppelte Freude
Diese Doppelbescherung ist für den Verein Freude und Auftrag zugleich, aber weckte auch die Solidarität: «Wir haben vor, mit dem Preisgeld der Buvette einen festen Platz im Würzenbach zu etablieren», sagte Simon Schärer bei der Preisübergabe. «Dennoch möchten wir das Preisgeld mit den anderen beiden nominierten Organisationen, Jubla Chilbi Littau und Kilbi Reussbühl, teilen und je 1000 Franken an sie abgeben.»