Wie verändert die Corona-pandemie die Arbeit der Ombudsfrau?
Es werden mehr Anliegen an mich herangetragen. Die Menschen sind derzeit dünnhäutiger, Konflikte eskalieren schneller, es sind weniger Ressourcen vorhanden, klärende Gespräche selber zu initiieren und zu führen.
Die Pandemie verschärft die Umstände für Menschen in schwierigen Situationen. Es hat sich in dieser ausserordentlichen Zeit gezeigt, wie wichtig es ist, dass die Ombudsstelle rasch und unbürokratisch tätig werden kann. Durch meine Pensenaufstockung auf 70 Prozent und durch die fixe Anstellung von meinem Stellvertreter Markus Vanza in einem 20-Prozent-Pensum wird die Ombudsstelle ab dem neuen Jahr noch bessere Dienstleistungen erbringen können.
Wer kann sich an die Ombudsstelle wenden?
Alle Menschen, die sich vom Stadtrat oder der Stadtverwaltung von Luzern missverstanden oder ungerecht behandelt fühlen. Manchmal ist den Ratsuchenden bereits geholfen, wenn sie eine kurze Rechtsauskunft erhalten oder sie wissen, wer innerhalb der Stadtverwaltung für ihr Anliegen zuständig ist. Ich leiste auch viel Übersetzungsarbeit, zum Beispiel weil ein Missverständnis vorliegt oder ein Ablauf sehr komplex ist. Es geht darum, Ängste abzubauen und vorhandene Ressourcen zu stärken. Es gibt aber auch Anliegen, die komplexer sind und mehr Zeit beanspruchen.
Wie gehen Sie in solchen schwierigeren Fällen vor?
Im Zentrum meiner Arbeit steht das persönliche Gespräch. Ich bin absolut neutral und gehe unvoreingenommen an jeden Fall heran. Das Zuhören und Rückfragen, das Interesse an der Sorge der ratsuchenden Person kann wie ein Katalysator wirken: «Endlich hört mir jemand zu.»
Mein Ziel sind faire und zufriedenstellende Konfliktlösungen. Ich setze mich dafür ein, dass berechtigte Anliegen bei den Behörden gehört werden. Es ist aber auch meine Aufgabe, die Verwaltung vor ungerechtfertigten Angriffen zu schützen.
Bei Beschwerden klärt die Ombudsstelle den Sachverhalt ab und prüft, ob die Stadtverwaltung angemessen und rechtmässig vorgegangen ist. Dabei ist die Verwaltung zur Gewährung der Akteneinsicht verpflichtet.
Missverständnisse, Ängste, Klagen, Verstösse: Sie werden mit negativen Ereignissen konfrontiert. Was reizt Sie an Ihrer Arbeit?
Die Vielseitigkeit: Bei meiner Arbeit treffe ich auf ganz unterschiedliche Menschen. Es interessiert mich, was sie denken, was sie bewegt. Ich habe Menschen gerne und es motiviert mich, mit ihnen Auswege und Lösungen aus oft schwierigen Situationen zu finden.
Interview: Dagmar Christen, Redaktorin «Stadtmagazin»
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