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11. April 2022
Das linke Seeufer hat sich an Wochenenden zur Ausgehmeile für junge Menschen entwickelt. Doch zwischen Europaplatz und Richard Wagner Museum wird auch gewohnt – und einige Anwohnende haben genug von Lärm und Littering. Über den schwierigen Spagat, alle Ansprüche unter einem Hut zu vereinen.

Sie gehören zu den schönsten öffentlichen Plätzen in der Stadt Luzern: der Europaplatz, das Inseli, die Ufschötti, das Areal rund ums Richard Wagner Museum und die Tribschenbadi. Das viele Grün mit Blick auf den See macht diese Achse entlang des linken Seeufers zu einem attraktiven Aufenthalts- und Lebensraum. Spazieren, Joggen, Schwimmen, Sonnenbaden, mit dem Hund Gassi gehen, ein Buch lesen – dafür sind diese Orte wie geschaffen.

Lieber draussen als in den Clubs

Unter der Woche klappt das Nebeneinander der vielen unterschiedlichen Nutzerinnen und Nutzer meist ausgezeichnet. An den Wochenenden sieht es etwas anders aus. Denn insbesondere an Freitag- und Samstagabenden heisst es für viele Jugendliche und junge Erwachsene: Ab in den Ausgang! Und diesen Ausgang verbringen sie, je länger, je lieber, nicht in Clubs, sondern im Freien. Und, weil es sich anbietet, direkt am See: eben auf dem Europaplatz, dem Inseli, der Ufschötti, beim Alpenquai und dem Richard Wagner Museum. Dann ist auch alles dabei, was zum Feiern dazugehört: laute Musik, Alkohol, Snacks usw. «Wir haben das Gefühl, dass sich während Corona, als Clubs und Bars zeitweise geschlossen waren, viele Nachtschwärmerinnen und Nachtschwärmer den öffentlichen Raum neu angeeignet haben», sagt Christian Wandeler, Sicherheitsmanager bei der Stadt Luzern. «Viele Junge brezeln sich für die Ufschötti am Samstagabend auf wie für einen Clubbesuch.» Und sie gestalten die Treffen im Freien auch so: Es wird getanzt, geflirtet, gefeiert. Zu diesen Open-Air-Partys wird oft über Social-Media-Kanäle wie Instagram aufgerufen. 300 Leute beim Alpenquai, über 1000 auf der Ufschötti sind keine Seltenheit. Aus der ganzen Zentralschweiz reisen diese jungen Menschen an.

Europaplatz
Der Europaplatz: ein Ort zum Verweilen und Geniessen oder zum Umsteigen und Weiterreisen.

Abfall, Lärm, Wildpinkler

So sehr man den jungen Leuten den Spass auch gönnt, nicht alle finden es gleich lustig. So leiden Anwohnerinnen und Anwohner teilweise massiv unter den Auswüchsen dieser Form des Nachtlebens. Zu den Auswüchsen gehören: Abfall überall verstreut, Vandalismus, Wildpinkler, gelegentlich Schlägereien, zu laute Musik und Motorenlärm von Autoposern bis in die Morgenstunden – vor allem zwischen Ufschötti und Alpenquai. An einen ruhigen Schlaf ist oft nicht mehr zu denken. Bereits haben sich Anwohnerinnen und Anwohner zusammengetan, um gemeinsam für mehr Lebensqualität zu kämpfen. «Wir stehen in regelmässigem Austausch mit Anwohnenden und suchen laufend nach Verbesserungen», sagt Christian Wandeler.

Aufschuette
Die Ufschötti: eines der beliebtesten Naherholungsgebiete in der Stadt Luzern.

Projekte zur Beruhigung

Und dieser Austausch ist durchaus fruchtbar. So konnten im vergangenen Jahr auf der Ufschötti zwei Pilotprojekte umgesetzt werden. Zum einen das Projekt «Kulturgärtli» auf dem als Apothekergärtli bekannten Dach des Motorboothafens. Zum anderen das Präventionsprojekt «Place to be». Auch konnte die Polizeipräsenz erhöht und mit den neuen dezentralen Entsorgungsstellen das Lärmproblem etwas gemildert werden. Dieses Jahr werden die Bemühungen für ein besseres Nebeneinander fortgesetzt. Dazu gehört auch, nachts mehr WCs geöffnet zu lassen.

Plätze sollen genutzt werden können

Sozial- und Sicherheitsdirektor Martin Merki kennt die Herausforderungen. Er sagt: «Wir nehmen die Anliegen der Quartierbevölkerung sehr ernst. Bezüglich der Nutzung dieser öffentlichen Plätze herrscht beim Stadtrat Konsens, dass diese auch künftig der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen sollen.» Eine Schliessung etwa könne nicht das Ziel sein. Merki verweist auf das Entwicklungskonzept zum linken Seeufer. Darin sind diverse Massnahmen zur Verbesserung der Lebens- und Aufenthaltsqualität zwischen Inseli und Alpenquai enthalten. Merki sagt: «Unser Ziel ist es, für alle gute Lösungen zu finden.»

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