«Die Toleranzgrenze in unserem Haus ist sehr hoch», betont Christian Macek (siehe Bild oben). Aber zur Frühlings- und Sommerzeit würden regelmässig hunderte Jugendliche mit Bierkästen und Soundboxen auf das Inseli pilgern. Die Lärmbelastung sei zum Teil massiv und dauere bis in die frühen Morgenstunden.
«Club Lounge Inseli» – der Schriftzug, der auf einem LED-Neonschild im Wohnzimmer von Christian Macek prangt, kann unterschiedlich aufgefasst werden: Einerseits verbringt der 45-Jährige gerne fröhliche Abende mit Freunden in seiner Wohnung samt Balkon, von wo aus er runter aufs Inseli und den See sieht. Andererseits könnte sich der Slogan auch auf das Geschehen vor der Haustür beziehen.
Das war jedoch nicht immer so: Als Macek vor 15 Jahren an den Inseliquai zog, war die Gegend noch eine ganz andere als heute. Prostitution, Drogenumschlagplatz, Treffpunkt für kleinere und grössere Schurken. «Auf dem Inseli herrschte Wildwest-Atmosphäre», erinnert sich Macek. Tempi passati. In den vergangenen Jahren wurde das Inseli insbesondere durch zwei Buvettes aufgewertet.
Betrieb bis in die frühen Morgenstunden
So sehr sich Macek über die kulturelle Bereicherung vor seiner Haustür freut, so gut kennt er auch die weniger angenehmen Begleiterscheinungen dieser Entwicklung. Und diese hätten sehr stark zugenommen. «Obwohl die Buvette und die Volière um Mitternacht schliessen, geht der Betrieb auf dem
Inseli danach häufig erst richtig los», sagt Macek. Zur Frühlings- und Sommerzeit würden regelmässig hunderte Jugendliche mit Bierkästen und Soundboxen auf das Inseli pilgern. Oftmals würden die Partys bis in die frühen Morgenstunden andauern. «Die Lärmbelastung ist zum Teil massiv», so Macek. Und sonntags findet er vor seiner Haustür zudem regelmässig Abfall, Glasscherben und andere Spuren der Nacht.
Trotz allem möchte Christian Macek sein Zuhause und die Nähe zum See nicht missen. Ihm sei von Anfang an klar gewesen, dass er an einen exponierten Ort ziehe. Dasselbe gelte auch für die Nachbarn. «Die Toleranzgrenze in unserem Haus ist sehr hoch», betont Macek. Auch die Bedürfnisse der jungen Partygängerinnen und Partygänger könne er nachvollziehen. «Ich habe nicht vergessen, dass ich auch ein Jugendlicher war.» Gleichwohl wünscht er sich, dass auch die InseliNutzenden die Bedürfnisse der Anwohnerschaft respektieren. «Leider wurde die Atmosphäre auf dem Inseli in den vergangenen Jahren aber nicht nur lauter, sondern auch aggressiver.» Er habe schon öfter miterlebt, wie Passantinnen und Passanten angepöbelt wurden.
«Wir sind keine ‹Reklamieri›»
Ähnlich wie Christian Macek geht es auch Ruth Steinhauser und Beat Anthamatten. Ihr Fokus liegt jedoch nicht auf dem Inseli, sondern auf der Ufschötti. Denn beide wohnen direkt daneben, in der beschaulichen Tribschenstadt, wo es normalerweise eher ruhig zu- und hergeht. Die Vorzüge ihrer Wohnlage, wo man eine gute Nachbarschaft pflege, wissen sie durchaus zu schätzen: «Ich geniesse es, spontan ein Bad im See zu nehmen oder mit meinen Enkeln auf der Ufschötti zu picknicken», sagt Steinhauser. Beide betonen: «Wir sind keine ‹Reklamieri›.» Am regen Betrieb während der Sommerzeit haben sie nichts auszusetzen – im Gegenteil. «Ich wohne gerne in einer lebendigen Gegend», betont Ruth Steinhauser. Zu einem Problem werde es jedoch, wenn sich diese Lebendigkeit an den Wochenenden in eine permanente Nachtruhestörung verwandle. Und das sei leider schon länger der Fall.
Lärm sei «explodiert»
«Schon seit einigen Jahren kommt es auf der Ufschötti nachts zu Partys bis in die frühen Morgenstunden», bestätigt Beat Anthamatten und ergänzt: «Seit dem Ausbruch der Coronapandemie ist der Lärm geradezu explodiert. Die ganz grosse Mehrheit der Jugendlichen benimmt sich anständig – aber einige kommen nur, um zu pöbeln und bis in die Morgenstunden extrem laute Musik abzuspielen.» Die Leidtragenden dieser Entwicklung sind insbesondere die Anwohnerinnen und Anwohner der vordersten Häuserreihen. Dahinter lebt sich’s ruhiger. Halb resigniert, halb erheitert sagt Anthamatten: «Wir beten regelmässig für Regen am Wochenende.»
Forderung nach wirksamen Massnahmen
Weil sich die Situation zuletzt kontinuierlich verschärft habe, erzählt Ruth Steinhauser, lancierten betroffene Anwohnende die IG Alpenquai: «Gemeinsam haben wir eine Chance, eine Veränderung zu erreichen.» Seit der Gründung der IG bestehe ein reger Austausch mit der Stadt Luzern. «Wir fühlen uns ernst genommen und schätzen das Engagement der Stadt.» In verschiedenen Bereichen sei es bereits zu Verbesserungen gekommen. Als Beispiel nennen die beiden das Projekt «Kulturgärtli» auf dem Dach der Ufschötti-Bootshalle. Initiativen wie diese seien positiv, würden aber das grundsätzliche Problem nicht lösen. «Wir befinden uns hier in einer Wohnzone. Unser einziger Wunsch ist, dass nachts Ruhe herrscht», sagt Beat Anthamatten. Um dieses Ziel zu erreichen, würden sporadische Polizeikontrollen und Rundgänge der SIP (Sicherheit, Intervention, Prävention) nicht reichen. «Es braucht den politischen Willen, um die Regeln durchzusetzen.»
Seitens der IG Alpenquai existieren diverse Ideen zur Verbesserung der Situation. So seien etwa die Hinweistafeln nachts nicht sichtbar. «Warum nicht LED-Signaltafeln installieren, die auf die Nachtruhe hinweisen?», fragt Anthamatten. Darüber hinaus fordert die IG, dass die Stadt alternative Plätze für Jugendliche prüft. Als mögliche Optionen nennt Anthamatten das Ex-Armeegelände auf der Allmend oder den Nordpol bwz. den Reusszopf.
Nur in Ruhe schlafen können
Verständnis für das Bedürfnis der betroffenen Anwohnerschaft zeigt auch der Quartierverein Tribschen-Langensand. Vorstandsmitglied Hildegard Küng begrüsst denn auch das Engagement der IG Alpenquai. Sie beurteilt auch die verschiedenen Projekte entlang des linken Seeufers als grosse Aufwertung für das Quartier. «Auch wenn nur wenige so stark betroffen sind, ist es auch uns ein grosses Anliegen, dass die Stadt alles unternimmt, um die geltenden Regeln inklusive der Nachtruhe durchzusetzen.» Genau das ist auch der grösste Wunsch von Ruth Steinhauser und den direkten Anwohnerinnen und Anwohnern der Ufschötti: «Wir alle möchten einfach nur in Ruhe schlafen können.»