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28. Juni 2023
Seit 2016 verüben Jugendliche in der Schweiz wieder mehr Gewalt. Dafür gibt es verschiedene Gründe. An einer von der Stadt Luzern organisierten Fachtagung vom 28. Juni 2023 wurde diskutiert, was zur Jugendgewalt beiträgt und welche Massnahmen zu welchem Zeitpunkt sinnvoll sind. Einig waren sich die Expertinnen und Experten insbesondere in einem Punkt: Gewaltprävention sollte viel früher, bereits im Kindesalter, thematisiert werden.

Bis Mitte der 2010er-Jahre ging die Jugendgewalt in der Schweiz langsam zurück. Seit 2016 nimmt sie wieder zu. Das zeigen die polizeiliche Kriminalstatistik und Studien zur Jugendkriminalität der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW. Über die Gründe für die Zunahme standen an der Fachtagung vom 28. Juni 2023 verschiedene Erklärungsansätze im Raum. Diskutiert wurden problematische Vorbilder in sozialen Medien oder im nahen Umfeld, die zunehmend unstrukturierte Freizeitgestaltung und eine vermehrte Gruppenbildung bei Jugendlichen. Die Zunahme bedeutet jedoch nicht, dass die meisten Jugendlichen gewalttätig sind oder Jugendliche früher keine Gewalt ausübten. Monika Egli-Alge ist Fachpsychologin Psychotherapie und Rechtspsychologie. Sie betonte: «Gewalt im Jugendalter ist kein neues Phänomen, sondern aus allen Zeiten und Generationen bekannt.»

Starke Zunahme bei 10- bis 14-Jährigen

Die vorhandenen Daten über Jugendgewalt in der Schweiz zeigen: Für einen grossen Teil der Gewalttaten ist eine kleine Gruppe von Jugendlichen verantwortlich. Besonders stark zugenommen hat Jugendgewalt bei 10- bis 14-jährigen Kindern und Jugendlichen. Dirk Baier, Leiter des Instituts für Delinquenz und Kriminalprävention an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, schätzte die Lage wie folgt ein: «In den zurückliegenden Jahren ist es in der Schweiz zu einem Anstieg der Jugendkriminalität gekommen, wenngleich das hohe Niveau von vor 2010 noch nicht wieder erreicht wurde. Gerade bei jüngeren Jugendlichen ist aktuell eine weitere Zunahme kriminellen Verhaltens feststellbar. Deshalb braucht es mehr Gewaltprävention.» Eine Reduktion der Gewalt bei dieser kleinen Gruppe kommt nicht zuletzt den Opfern zugute, welche meist im selben Alter sind.

Prävention im Kindesalter ist wichtig

Auch alle anderen an der städtischen Tagung anwesenden Fachpersonen waren sich einig: Massnahmen zur Reduktion der Jugendgewalt sollen nicht erst im Jugendalter erfolgen. Vielmehr soll Gewaltprävention bereits im Kindesalter thematisiert werden. Erlernen Kinder schon früh einen gewaltfreien Umgang mit Konflikten, so üben sie auch später weniger Gewalt aus. Sehr wichtig sind dabei gute Vorbilder, ein gewaltfreies Umfeld während der Kindheit und die Schaffung von Perspektiven. Monika Egli-Alge betonte in ihrem Referat: «Je besser und individueller die Massnahmen auf die Kinder und Jugendlichen abgestimmt sind, desto besser und nachhaltiger wirken sie.» Das Engagement der ganzen Gesellschaft sei gefordert – der Schulen, der Vereine und der Eltern.

Kampagne «Gwaltig denäbe!»

Weil Jugendgewalt auch in der Region Luzern zunimmt, hat die Stadt Luzern kürzlich die InstagramKampagne «Gwaltig denäbe!» lanciert. Die Kampagne widmet sich den Themen Mobbing, Gewalt und Sexting (siehe Mitteilung vom 1. Juni 2023). In drei Kurzvideos werden Szenen von Übergriffen dargestellt (Link zu Youtube-Kanal der Stadt Luzern). Teil der Kampagne sind zudem Workshops mit Jugendlichen. Christina Reusser, Bereichsleiterin der städtischen Kinder- und Jugendhilfe und CoLeiterin der Kampagne sagte an der Tagung: «Die meisten betroffenen Jugendlichen schämen sich oder trauen sich nicht, die Täter/innen bei der Polizei anzuzeigen. Für sie sind Übergriffe mitunter traumatisch.»

Anfangs Mai 2023 ist auf Instagram und TikTok schweizweit eine Kampagne gegen Mobbing unter Jugendlichen lanciert worden: «Not a joke – gib Mobbing keine Chance» stammt von der Nationalen Plattform Jugend und Medien. Sie wurde in Zusammenarbeit mit Pro Juventute und der Schweizerischen Kriminalprävention SKP erarbeitet.

Die Stadt Luzern bietet Unterstützung

Die Abteilung Kinder Jugend Familie der Stadt Luzern ist das Fachzentrum für Kinder-, Jugend- und Familienfragen. Sie bietet Kindern, Jugendlichen und Familien ein umfangreiches, unentgeltliches Unterstützungsangebot zur Alltagsbewältigung an. Sie leistet individuelle Hilfe in Krisen oder Notlagen. Wo angezeigt, findet eine Vermittlung an weitere geeignete Fachstellen wie etwa die Kinder- und Jugendpsychiatrie statt. Weitere Infos finden Sie unter www.stadtluzern.ch/kj
 

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Fachtagung Jugendgewalt Medienmitteilung 28.06.2023 (PDF, 226.31 kB) Download 0 Fachtagung Jugendgewalt Medienmitteilung 28.06.2023
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