Bild oben: «Im Auftrag des Hoteliers Adolf Zähringer bemalten Seraphin Weingartner, Joseph Meyer und Albert Benz 1893 die Weinmarktfassade des ‹Hotel des Balances›», heisst es in Jochen Hesses «Luzerner Fassadenmalerei». Auf dieses Werk stützen sich auch die Ausführungen zu den historischen Fassadenmalereien im «Stadtmagazin».
Von Dagmar Christen
In Luzern sind erste Fassadenmalereien ab dem 16. Jahrhundert nachgewiesen: Schutzheilige, Stadtwappen, Zunftembleme, Handwerkssymbole, Gebäude- oder Familiennamen, gemalte Säulen und Stuckaturen werden an Wänden, in Toren und unter Dächern angebracht. Mit Seraphin Weingartner erlebte die Fassadenmalerei in der Stadt Luzern gegen Ende des 19. Jahrhunderts erneut einen Aufschwung. Seraphin Weingartner war 1876 erster Direktor der Kunstgewerbeschule Luzern, der heutigen Hochschule Luzern – Design und Kunst. Seine Werke, die er zusammen mit Lehrerkollegen und mit begabten Schülern umgesetzt hat, prägen noch heute die Luzerner Altstadt.
Zum Beispiel die Fassade des «Hotel des Balances» (siehe Bild oben): Die reiche Ausschmückung mit Ornamenten, gemalter Architektur, geflügelten und anderen Mischwesen fällt ins Auge. Ebenso die Geschichte und die Embleme der Schützen- und der Safranzunft samt Schutzpatron oder Personen in mittelalterlichen Alltagsszenen. Weingartner hat nicht nur die wechselhafte Geschichte der ursprünglich vier Häuser festgehalten und namhafte Rechtsgelehrte und Staatsmänner, sondern auch sich selbst, seine Frau und seine drei Kinder auf den altehrwürdigen Mauern verewigt.
Vergängliche Wandbilder
Auch in jüngster Zeit erleben Wandbilder in der Stadt Luzern wieder einen Aufschwung. Davon zeugen die Beispiele auf Seite 15, das aktuellste wurde im Sommer 2023 an der Dammstrasse realisiert. Die künstlerische Aufwertung des Platzes soll dazu beitragen, dass hier weniger illegal Abfall entsorgt wird. 14 Porträts von Bewohnerinnen und Bewohnern erzählen Geschichten aus dem Quartier. Rund 270 Menschen haben am Wandbild mitgewirkt, einige haben einen Teil ihrer eigenen Geschichten auf die Wand gemalt.
Fassaden- und Wandmalereien entstehen, einige vergehen auch wieder. Die Gründe dafür sind heute wie früher dieselben. Die Bilder weichen mit ihren Trägern, den Häusern: Sie wurden oder werden abgerissen, Häuser werden umgebaut, Wände neu bemalt oder einfach frisch gestrichen.