Vorgeschichte einer Luzerner Kultur-Institution
Das Kultur- und Kongresszentrum Luzern (KKL) feiert 2023 seinen 25. Geburtstag: Am 18. August 1998 wurde der Konzertsaal mit dem Luzerner Sinfonieorchester (LSO) eingeweiht und vier Tage später stieg mit dem «Luzerner Tag» ein grosses Volksfest. Damit fand der lange Weg zu neuen Kulturräumlichkeiten in Luzern ein vorläufiges Ende. Wie aber hatte alles angefangen?
Seit den 1970er Jahren wurden im Luzerner Kulturleben zusätzliche Platzbedürfnisse formuliert. Vorrangig sollte ein neuer Konzertsaal für die Internationalen Musikfestwochen (IMF, heute Lucerne Festival) geschaffen werden, denn der Vorgängerbau des KKL, das 1933 erstellte Kunst- und Kongresshaus von Armin Meili, konnte die gestiegenen Ansprüche nicht mehr befriedigen. Doch nicht nur die etablierte Kultur litt unter Platznot; auch Vertreter und Vertreterinnen der Alternativkultur forderten entschlossen Räume für das junge Kulturschaffen. Dafür wurde während den IMF mehrmals demonstriert.
In der städtischen Politik kam es 1979 und 1984 zu Wechseln im Stadtpräsidium, verbunden mit einer kulturpolitischen Neuausrichtung. Die Kultur als Entwicklungsfaktor gelangte dabei zunehmend in den Fokus. «Lasst viele Blumen blühen!», lautete eines der Argumente von Franz Kurzmeyer (Stadtpräsident von 1984 bis 1996). Der Stadtrat setzte eine Arbeitsgruppe für Kulturraumfragen ein, um die Raumprobleme und die damit einhergehenden Spannungen zwischen etablierter und alternativer Kultur anzugehen. Diese standen im Kontext der Jugendunruhen in der Schweiz, die sich in Zürich ebenfalls am fehlenden kulturellen Freiraum entzündeten und in den sogenannten «Opernhauskrawallen» entluden.
Im August 1988 präsentierte der Stadtrat sein Kulturraumkonzept. Darin hielt er fest, es würden im Verlauf der 1990er Jahre rund 150 Mio. Franken für neue Kulturbauten ausgegeben, davon war knapp die Hälfte für einen neuen Konzertsaal bestimmt. Auch die Alternativkultur sollte nicht zu kurz kommen: Für die freien Kulturschaffenden war ein Teil der ehemaligen Schlauchfabrik BOA (Nachfolger: Kulturzentrum Südpol), die Styger-Scheune (die heutige Schüür) und eine Galerie im Gebäude des Bourbaki-Panoramas (die spätere Kunsthalle) vorgesehen. Der so erzielte «Luzerner Kulturkompromiss» ist legendär.
Doch mit diesem Konzept war in der Frage des Konzertsaales noch längst nicht alles geklärt. Sollte der von vielen als schützenswert angesehene Meili-Bau bestehen bleiben, umgebaut oder aber abgerissen und mit einem Neubau ersetzt werden? Und was bedeutete das für die Gestaltung des Seebeckens?
Ein zweistufiger Wettbewerb mündete in ein uneindeutiges Ergebnis mit der Vergabe von verschiedenen Rängen und Preisen. Die Folge war ein Ringen zwischen Architektur und Politik um Städtebau und Kosten. Nach längerem Hin und Her obsiegte das Pariser Architekturbüro Jean Nouvel, Emmanuel Cattani Partner (JNEC). Drei Abstimmungen, unzählige Pressekonferenzen sowie eine schier endlose Folge von Besprechungen, (Krisen-)Sitzungen und Klausuren waren erforderlich, damit das KKL zustande kam.
Die Bildergalerie des Stadtarchivs wirft ein Streiflicht auf die abwechslungsreiche und turbulente Entstehungsgeschichte des KKL.