Das Areal der heutigen ewl an der Industriestrasse hat eine lange Geschichte der industriellen Nutzung hinter sich. Vor 1899 noch grüne Wiese, entwickelte sich die flache Gegend zwischen Bahngeleisen und Warteggrippe rasant. Die wirtschafts-, technik- und sozialgeschichtliche Bedeutung des hier ansässigen städtischen Gaswerks lässt sich kaum hoch genug bewerten.
Seit 1975 und teilweise bis heute kocht und heizt die Stadt Luzern mit Erdgas. Nur Wenigen dürfte aber noch klar sein, dass Gas davor in Fabriken hergestellt werden musste: Während über hundert Jahren auf Basis von Steinkohledestillation, später durch Spaltgas, das aus Flüssiggas durch Beigabe von Wasserdampf gewonnen wurde.
Die erste kleine, privat geführte Gasfabrik ging 1858 in Betrieb. Sie lag zwischen Hirschmatt- und Sempacherstrasse, am heutigen Standort der Zentral- und Hochschulbibliothek (ZHB). Nach der Übernahme durch die Stadt 1895 wurde die Gasfabrik vier Jahre später auf das heutige ewl-Areal verlegt. Dieses lag damals noch am Rand des Siedlungsgebiets. Ende November 1899 startete hier die Gasproduktion. Der Gasverbrauch stieg in den kommenden Jahrzehnten stetig an, auf dem Areal wurden die Kapazitäten im Gleichschritt ausgebaut.
Nach der Zusammenlegung von zuerst zwei, dann allen drei städtischen Werken zum Elektrizitäts-, Gas- und Wasserwerk (EGW, 1969), erstellte die Gesellschaft 1972 auf dem bisherigen Gaswerk-Areal an der Industriestrasse 6 ihren neuen Sitz. Ein Grossteil der alten Anlage musste weichen.
Aus der EGW ging 2001 das Energiedienstleistungsunternehmen ewl (Energie Wasser Luzern Holding) als privatrechtliche Aktiengesellschaft hervor. Sie ist zu 100 Prozent im Besitz der Stadt Luzern.
Das Gebäude der EGW/ewl beherbergte von 1972 bis 2015 auch das Stadtarchiv Luzern. Die Tage des Hauses sind allerdings gezählt, in den nächsten Jahren wird mit einem neuen Sicherheits- und Dienstleistungszentrum ein neues Kapitel in der Geschichte dieses Ortes aufgeschlagen.