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31. März 2022
Die Städte Basel (Christoph Merian Stiftung), Bern, Luzern und Zürich haben zum neunten Mal die Comic-Stipendien der Deutschschweizer Städte ausgeschrieben. Die diesjährigen drei Förderstipendien gehen an Julia Trachsel (Luzern), Melanie Wigger (Bern) und Claudio Näf (Luzern). Die Preisverleihung findet erstmals während der offiziellen Eröffnung des Fumetto Comic Festivals in Luzern statt.

Insgesamt 22 Autorinnen und Autoren des Mediums Comic haben sich für ein Förderstipendium der Deutschschweizer Städte beworben. Die drei Stipendien in der Höhe von je 12'500 Franken gehen an:

  • Julia Trachsel, Luzern                    
  • Melanie Wigger, Bern                    
  • Claudio Näf, Luzern

Juriert wurden die Arbeiten von:

  • Sandra Frimmel, Kunsthistorikerin, Universität Zürich
  • Anne-Danielle Furrer, ANDAdessine, freischaffende Comiczeichnerin und Illustratorin
  • Julia Marti, Edition Moderne
  • Christine Portmann, Fachbereichsleiterin Förderung Stadt Luzern
  • Annette Schindler, Präsidentin a.i. Verein Fumetto, Kunsthistorikerin

Die Jury begründet ihre Vergabe wie folgt:

Claudio Näf, Luzern – «Alles wird gut»

Claudio Näf ist eine in der Comicszene und darüber hinaus aktive und politisch engagierte Person. Intersektional und multimedial setzt Claudio Näf sich ein für queere Rechte und Feminismus – dies u.a. sowohl zeichnerisch-narrativ im Comic, als auch in der Persona von LaMer als Bühnenschau.

Im Projekt «Alles wird gut» präsentiert Claudio Näf eine Sammlung anekdotischer Alltagsbeobachtungen, Gedanken und Erinnerungen. Den kleinen Geschichten liegt eine eigentümliche Stimmung inne: auf den ersten Blick harmlos anmutend, schwingen zwischen den Zeilen stets politische Dimensionen und grosse Fragen mit. Aus queerer Perspektive und dennoch mit Identifikationspotenzial für nicht queere Menschen erzählt Claudio Näf von Identität, Privilegien, Familie, Sexualität, Liebe und Zeitempfinden und spiegelt dabei die Fragen nach Konventionen und Werten zurück an die Lesenden.

Die Jury der Comicstipendien der Deutschschweizer Städte würdigt Claudio Näf für die experimentelle und stilistisch vielfältige Narration und Zeichnung und die gekonnte Verbindung vom sogenannt Privaten und Politischen.

Julia Trachsel, Luzern – «Ein bisschen weniger Sterben»

Das Menschliche ist manchmal schön, manchmal hässlich, oft aber ziemlich banal.

Julia Trachsels Zeichnungen sind Widerstand gegen den Perfektionismus und das Makellose. Sie lenken die Aufmerksamkeit auf das alltägliche Leben und die damit verbundenen Herausforderungen. In der Ruhe und scheinbaren Ereignislosigkeit findet Julia Trachsel ehrliche Motive der menschlichen Existenz.

Ihr Buchprojekt «Ein bisschen weniger Sterben» erzählt von der diffusen Gefühlswelt nach einem Schicksalsschlag: Die Hauptfigur der Erzählung wird unmittelbare Zeugin eines tödlichen Unfalls. In sprunghaften Momentaufnahmen zeichnet Julia Trachsel die darauffolgende Orientierungslosigkeit auf. Die Schwere des Erlebten wird ergänzt durch unkontrollierte Rückblenden in die Vergangenheit der Hauptfigur. Dabei wird ein vielschichtiges Individuum geschaffen, welches das Potenzial der Identifikation vollauf ausschöpft. Das beharrliche Eindringen des Alltags wird dabei absurde Erinnerung an die Lebendigkeit.

Die Jury vergibt das Förderstipendium aufgrund der inhaltlichen Tiefe und der rohen Ästhetik des berührenden Projekts. Das Förderstipendium soll Julia Trachsel die nötige Zeit geben, sich dem Projekt in Vollzeit widmen zu können.

Melanie Wigger, Bern – «Vincent»

Ein Thema, das wir alle gerne weit von uns schieben würden, dem wir uns aber doch nicht entziehen können.

Melanie Wigger erzählt in ihrem Projekt «Vincent» von einer Freundschaft zwischen zwei älteren Männern, die von einer Demenzerkrankung auf die Probe gestellt wird. Liebevoll und mit harmonischem Strich zeichnet Melanie Wigger ihre Protagonisten und stattet sie mit humorvollen Dialogen aus. Präzis nutzt sie zeichnerische Mittel zur Übersetzung der Thematik: Mit dem strudelnden Gehirn lässt Melanie Wigger auch den Bildaufbau strudeln, die wechselhafte Stimmungslage wird mit der Farbwahl hervorgehoben. Sie ermöglicht so das emotionale Eintauchen in ihre Erzählung in einer ausbalancierten Mischung aus Zuneigung und Betroffenheit, bei der einem das Lachen im Hals steckenbleibt.

Die Jury würdigt Melanie Wiggers intensive, beharrliche Recherchearbeit. Sie sieht eine vielversprechende Entwicklung der Komposition und ist beeindruckt von der Empathie, dem Engagement und der Leidenschaft, mit der sich eine junge Frau dem Thema Altersdemenz widmet.

Verleihung

Die Verleihung der Comic-Stipendien findet am 2. April 2022 im Rahmen der 30. Ausgabe des Fumetto Comic Festivals statt. Der Anlass startet um 19 Uhr im Kleintheater Luzern.

Zudem stellen die Preisträgerinnen und der Preisträger in einem Film-Portrait ihre Arbeiten persönlich vor (Regie: David Röthlisberger / Konzept: Fumetto / Design: J/K).

Weitere Informationen:

Claudio Näf: Work | Claudio Näf (claudionaef.com)
Julia Trachsel: Julia Trachsel - The Wall Of Shame
Melanie Wigger: Melanie Carolin Wigger (mecawi.ch)

Hinweis

Wie jedes Jahr zeigen die letztjährigen Gewinnerinnen und Gewinner – Samira Belorf, Wanda Dufner, Simon Kiener – ihre Arbeiten in einer Satelliten-Ausstellung. Dieses Jahr in der Galerie Harlekin am Löwengraben 14. Am 2. April 2022 findet um 17 Uhr ein Gespräch in der Galerie statt.

 

Claudio Naef
Claudio Näf, «Zusammen werdet ihr schwimmen gehen»
Julia Trachsel
Julia Trachsel, Pure Ablenkung aus dem Comic «Ein bisschen weniger sterben»
Melanie Wigger
Melanie Wigger, Doppelseite Comic «Freundschaft und Demenz»

 

Name
Comic-Stipendien Vergabe Medienmitteilung 31.03.2022 (PDF, 326.12 kB) Download 0 Comic-Stipendien Vergabe Medienmitteilung 31.03.2022
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