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31. März 2023
Regenwasser lokal im Boden speichern und dort der Umgebung verfügbar machen: Mit dem Schwammstadt-Prinzip können Siedlungen während heissen Zeiten gekühlt werden. Das verbessert die Lebensbedingungen für Pflanzen, Tiere und Menschen. So können die Auswirkungen der Klimakrise gelindert werden. Die Stadt will deshalb künftig das Schwammstadt-Prinzip konsequent anwenden. Das ist zeitaufwändig. Nötig ist eine neue Fachstelle Schwammstadt, angesiedelt bei Stadtgrün Luzern. Der Stadtrat beantragt dem Parlament den entsprechenden Kredit.

Die Stadt Luzern verstärkt laufend die Bemühungen, Regenwasser vor Ort versickern zu lassen, anstatt es in die Kanalisation zu leiten. Auch das neue Reglement für die Siedlungsentwässerung verfolgt unter anderem dieses Ziel (Mitteilung vom 16. März 2023). Mit der nun geplanten konsequenten Umsetzung des Schwammstadt-Prinzips bei laufenden Projekten werden diese Bemühungen verstärkt und die Umsetzung beschleunigt. Die steigenden Temperaturen, die Zunahme an Starkniederschlägen sowie häufigeren Trockenzeiten rückten dieses Prinzip in den vergangenen Jahren ins Zentrum. Das Schwammstadt-Prinzip hat Potenzial, die Auswirkungen der Klimakrise speziell in Städten besser bewältigen zu können. Denn dort speichern die vielen Asphaltbeläge die Wärme und eine Durchlüftung findet oft nicht richtig statt. Dadurch ist es in Städten oft mehrere Grad wärmer als in ländlichen Gemeinden.

Das Schwammstadt-Prinzip funktioniert wie folgt: Bei Regen wird das Regenwasser nicht mehr nur in die Kanalisation geleitet, wo es sich mit Schmutzwasser vermischt. Vielmehr wird das Regenwasser verstärkt vor Ort im Boden gespeichert. Dies kann zum Beispiel erreicht werden, indem natürliche Materialien wie Erde oder Kiesmischungen mit Eigenschaften eines Schwamms in den Boden eingebaut werden. Diese Materialien speichern das Regenwasser. Danach, in trockenen Phasen, wird das Wasser wieder an die umliegenden Bäume und Pflanzen abgegeben. Diese verdunsten das Wasser, was zu einem Kühleffekt führt.

Das Schwammstadt-Prinzip hat positive Auswirkungen für Mensch und Natur: Durch den Kühleffekt wird das Stadtklima um einige Grad Celsius reduziert. Menschen fühlen sich dadurch wohler. Auch Pflanzen gedeihen in dieser Umgebung besser. Davon profitieren wiederum Tiere wie Vögel oder Insekten. Zudem werden die Abwasseranlagen entlastet. Das Risiko für Überschwemmungen mit entsprechenden Schäden wird reduziert.

Die möglichst umfangreiche Versickerung von Regenwasser in den Siedlungen ist schon seit längerer Zeit ein wichtiges Thema der Siedlungsentwässerung. Wie viele andere Städte befasst sich auch Luzern aber noch nicht lange mit der konkreten Umsetzung des Schwammstadt-Prinzips. Anfang 2021 wurde im Rahmen der «Klimaanpassungsstrategie Stadt Luzern» ein Pilotprojekt im Bereich der Waldstrasse nahe des Schulhaus Staffeln gestartet. Erste Erkenntnisse konnten gewonnen werden. Eine davon ist: Die personellen Ressourcen genügen bei Weitem nicht, um die politisch geforderte verstärkte und ganzheitliche Bearbeitung des Prinzips Schwammstadt anzugehen. Zudem will die Stadt nicht das Ende und die Auswertung des Pilotprojekts bis 2028 abwarten. Die sich verschärfende Klimakrise erfordert schnelleres Vorgehen. Luzern will nun die Weichen stellen für eine wirkungsvolle gesamtstädtische Umsetzung des Schwammstadt-Prinzips: Mit einer neuen interdisziplinären Fachstelle Schwammstadt, angesiedelt bei Stadtgrün Luzern und ausgestattet mit 180 Stellenprozent. Im Bericht und Antrag «Schwammstadt» werden die Hintergründe detailliert aufgezeigt. Auch wird ein Kredit über 1,8 Mio. Franken beantragt. Das Stadtparlament entscheidet voraussichtlich am 25. Mai 2023 über den Kredit.

Die neue Fachstelle wird viel Zeit in Beratung investieren: Die Vorhaben auf öffentlichem Grund müssen koordiniert werden. Bauherrschaften, Planer und Projektleitende aller beteiligten städtischen Bereiche benötigen Beratung und Unterstützung. Bereits sind über ein Dutzend Projekte in Planung, bei denen das Schwammstadt-Prinzip zum Einsatz kommen soll. Es ist enorm wichtig, dass alle das Prinzip Schwammstadt frühzeitig in die Planung und Umsetzung ihrer Projekte einfliessen lassen. Dabei kann oft noch nicht auf bestehende Erfahrungswerte zurückgegriffen werden. Zudem muss vieles individuell auf die Situation vor Ort angepasst werden. Das alles erfordert erheblichen zeitlichen Aufwand. Der Stadtrat ist überzeugt, dass sich die Investition in die Fachstelle lohnt.

Grafik
Diese Grafik zeigt auf, mit was für Abteilungen, Institutionen etc. die neue Fachstelle Schwammstadt alles zusammenarbeiten soll (Quelle: B+A Schwammstadt, Abbildung 5, Seite 20).

 

Link:

Bericht und Antrag 8/2023 «Schwammstadt. Sonderkredit für zusätzliche Stellenprozente bei der Dienstabteilung Tiefbauamt, Bereich Stadtgrün»

Name
Schwammstadt Medienmitteilung 31.03.2023 (PDF, 421.3 kB) Download 0 Schwammstadt Medienmitteilung 31.03.2023
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