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Im Jahr 1875 tat sich in Luzern Revolutionäres: Vor 150 Jahren floss in der Stadt erstmals Trinkwasser in die Haushalte. Das Stadtarchiv nimmt das Jubiläum als Anlass, einen Blick in die Geschichte der Wasserversorgung zu werfen. Sie war essenziell für den Aufschwung und steht im Rückblick in verschiedener Hinsicht beispielhaft für die Entwicklung zur Stadt wie wir sie heute kennen.

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Anfänge der Wasserversorgung

Die Bemühungen, die Stadt Luzern mit sauberem Quellwasser zu versorgen, gehen auf das Mittelalter zurück. Genau lassen sich Anfänge und Ausgestaltung nicht bestimmen, doch handelte es sich bei der Sicherstellung dieser Lebensgrundlage für das Gemeinwesen bereits damals um eine kommunale Aufgabe. Reuss, Krienbach und See gewährleisteten unbeschränkten Zugang zu Brauchwasser. Als Trinkwasser war auf der Seite der Kleinstadt (linkes Reussufer) Quellwasser vom Gütsch vorhanden, während die Grossstadt aus geologischen Gründen wasserarm war. Zusätzliches Trinkwasser wurde hier durch Sodbrunnen gewonnen, in welchen das Grundwasser abgeschöpft wurde. Diese verschmutzten jedoch schnell durch Wasser aus nahegelegenen Sickergruben, Miststöcken und Abwasserdohlen. Nicht selten stand die Wasserqualität im Zusammenhang mit Krankheiten, insbesondere Typhus. Immer wieder aufflackernde Gerüchte über «Brunnenvergiftungen», die nicht nur in Luzern jeweils Juden in die Schuhe geschoben wurden, hatten hier ihren Ursprung.

Für die Körperreinigung standen Badstuben zur Verfügung, welche in Luzern bereits im 14. Jahrhundert erstmals Erwähnung finden. In der Altstadt erinnert noch heute das Badergässli an diese Einrichtungen. Nebst einem heissen Bad in Holzzubern umfasste das Angebot auch Schwitzbäder und kleinere medizinische Eingriffe wie den Aderlass.

 

Hölzerne Leitungen und Brunnennetz für Arm und Reich

Mit der Zeit konnten verschiedene Quellen auf Krienser Gebiet gefasst und in die Stadt geleitet werden. Bis Mitte des 18. Jahrhunderts waren es vier. Als Leitungen dienten sogenannte «Dünkel» (auch «Teuchel»): Eichenstämme, die der Länge nach ausgehöhlt worden waren. Sie hatten allerdings gewichtige Nachteile: Bis 12 % vom kostbaren Nass gingen unterwegs verloren, das Holz faulte, was zu hygienischen Problemen und teurem Unterhalt führte, und sie hatten nur eine geringe Kapazität. Wohlhabende Bürger leisteten sich einen Privatbrunnen beim eigenen Haus. 1867 ergab eine Zählung insgesamt 166 Brunnen, private wie öffentliche.

Die Brunnen für die Allgemeinheit waren regelmässig in der Stadt verteilt, um das Wasser nicht zu weit schleppen zu müssen. Ihr Zustand führte wiederholt zu Konflikten: Im 18. und 19. Jahrhundert erneuerte der Stadtrat mehrfach Verbote, die Brunnen zu beschmutzen und darin Wäsche zu waschen oder gar Fische zu putzen. Auch war es untersagt, den Trögen zu viel Wasser zu entnehmen, da sie der Feuerwehr auch als Reserve für den Brandfall dienten. Brunnenreiniger und Aufseher, welche Fehlbare meldeten, konnten die Situation nur bedingt verbessern. Während in vergleichbaren Städten wie Zürich sogenannte Sudel- oder Nebentröge für schmutzige Arbeiten üblich waren, fehlte diese Kultur in Luzern bis auf wenige Ausnahmen vollständig. Ob so die Verweildauer beim Brunnen und damit verbunden ihre subversive Funktion als natürliche Nachrichtenbörse eingeschränkt werden sollte? Mangels entsprechender Belege kann nur spekuliert werden. Am fehlenden Wasser kann es nicht gelegen haben, denn das Abwasser aus dem Haupttrog fiel ohnehin an.

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In Beziehung zum Wasser: Wirtschaftsaufschwung, Bevölkerungszunahme und Städtebau

Nicht nur die Qualität des Wassers war ein Problem, zunehmend auch dessen Quantität. Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung strömten neue Arbeitnehmende aus den Bereichen Handel, Gewerbe und Tourismus in die Stadt und verschärften durch die dichte Besiedelung das Hygieneproblem. Die Bevölkerungszahlen verdoppelten sich zwischen 1820 und 1860. Die Konjunktur korrelierte jeweils mit der Bevölkerung und diese wiederum mit der Trinkwasserversorgung. Doch auch gewisse Sektoren der Wirtschaft verlangten nach besonders viel Wasser, wie der Tourismus und die Baubranche, etwas weniger die in der Stadt nur beschränkt vorhandene Industrie.

Der besser gestellte Teil der Bevölkerung versuchte der Enge der Kernstadt zu entfliehen. Doch die bisherige Wasserversorgung setzte der Bebauung der attraktiven Höhenlagen enge Grenzen: Aufgrund des geringen Wasserdrucks konnten die alten Leitungen nur eine Versorgung bis auf eine Höhe von 450 m ü. M. gewährleisten. Die Realisierung der neuen Wasserversorgung hat demnach eine wichtige städtebauliche Komponente durch die so ermöglichte Besiedelung der höher gelegenen Gebiete.

 

Voraussetzung fürs Gelingen: Funktionierende Exekutive und Verwaltung

Bis anhin war der Stadtrat ein nebenamtlich tätiges Laiengremium gewesen. Die Bewältigung der zwingend nötig gewordenen Wasserversorgung überforderte ihn. Da war es eine glückliche Fügung, dass mit dem konservativen Umschwung auf Kantonsebene fähige liberale Kräfte in der Stadt eine neue Aufgabe fanden. Erst die Professionalisierung von Exekutive und Verwaltung ermöglichte einen unternehmerischen Umgang mit der Infrastruktur. Einer dieser Köpfe war der ehemalige kantonale Hochbauinspektor Friedrich Wüest, der 1871 Stadtrat und Vorsteher der Baukommission wurde. Er ist als «Realisator der Druckwasserversorgung zu betrachten» (Fabian Hodel, Publikation s.u.). Luzern war zu dieser Zeit nicht allein mit seinem Versorgungsengpass beim Wasser. Zu den Vorreitern bei der Wasserversorgung gehörten in der Schweiz Basel (1864), Zürich (1868) und Bern (1870), Lausanne zog mit Luzern gleich (1875). Zur Klärung seiner Situation holte sich der Stadtrat bei Arnold Bürkli Rat, Stadtbaumeister von Zürich und ausgewiesener Wasserfachmann.

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Bürklis Floh: Quellwasser

Ingenieur Bürkli fertigte ein Gutachten und einen Bericht zur Luzerner Wasserversorgung an. Er empfahl, die Stadt solle die Quellen im Eigental untersuchen und fassen lassen. Bürkli pflanzte den Luzerner Verantwortlichen damit einen Floh ins Ohr, den diese fast hundert Jahre lang nicht mehr loswurden. Während er in Zürich mangels ausreichender Alternativen auf Seewasser setzte, behauptete er, die touristischen Gäste wünschten in Luzern - wohl mit dem Alpenpanorama vor Augen - frisches Quellwasser zu trinken. Ausserdem empfahl er, die Wasserversorgung als städtisches Unternehmen selber zu führen, statt es Privaten zu überlassen. Denn die Stadt habe einen hohen Eigenbedarf für Strassenreinigung und Feuerwehr. Die Unternehmung Privaten zu überlassen, wie in Basel oder Lausanne, wurde in Luzern nicht einmal diskutiert, vermutlich waren die Erfahrungen mit dem damals noch privaten Gaswerksbesitzer abschreckend genug.

Obwohl offiziell zur Hebung von hygienischen Missständen und für die ganze Stadtbevölkerung vorgesehen, war die Planung stark auf die Bedürfnisse des besser situierten Teils ausgerichtet. Nebst den (ebenfalls vermögenden) Touristinnen und Touristen profitierte die reichere Bewohnerschaft in erster Linie vom neuen Komfort und von der Verschönerung der Stadt dank pittoresker Springbrunnen und geputzten Strassen. Laut Bürkli sollten nur rund zwei Drittel der Bevölkerung in den Genuss von fliessendem Wasser im Hausinnern kommen.

So kam es, dass nicht nur zum Trinken, sondern auch für Strassenreinigung, Feuerwehrhydranten, Springbrunnen und technische Anlagen wie «Elevatoren» (Lifte) und z. B. die Gütschbahn kostbares Quellwasser Verwendung fand.

 

Revolution und Nachbesserung

Die Wasserknappheit war mittlerweile so einschneidend, dass der Stadtrat nicht lange fackelte und nach einer kurzen Prüfung der Eigentaler Quellen die vorgeschlagene Strategie in die Tat umsetzte. Erste Störungen traten ein, nachdem zwei von drei Auftragnehmern der Vertrag gekündigt werden musste wegen schlechter Ausführung und Missachtung des Zeitplans. Man hatte bei der Vergabe der Arbeiten auf die günstigsten Offerten gesetzt. Schliesslich erstellte die Stadt die Leitung selber. Schwerer wog, dass man sich für die Wassermessungen nicht genug Zeit genommen hatte: In Trockenperioden und bei gefrorenem Boden gaben die Quellen viel weniger Wasser her als prognostiziert.

Doch die Wasser-Revolution glückte in weiten Teilen trotzdem. Schon 1875 floss Wasser aus dem Eigental durch eine zwölf Kilometer lange Leitung aus Eisenbetonrohren hinunter zum Reservoir am Sonnenberg. Es lag 146 m über dem Seespiegel, um mittels hohem Wasserdruck auch Anschlüsse an den Hanglagen zu ermöglichen. Ein Jahr später war bereits die Hälfte der Luzerner Haushalte angeschlossen. Die einzelnen Gebäude für fliessendes Wasser nachzurüsten, war Aufgabe der Hausbesitzerinnen und -besitzer. Besonderes Augenmerk verlangten die Vorschriften auf Vorkehrungen gegen Einfrieren der Leitungen in der Winterzeit. Da der Stadtrat jedoch zu Beginn auf Pauschalen setzte (drei Franken pro bewohntes Zimmer) statt auf den effektiven Wasserverbrauch, wurde häufig keine Isolation angebracht, dafür das Wasser dauernd laufen gelassen, was den Wassermangel in der ohnehin kritischen kalten Jahreszeit noch akzentuierte.

In den Folgejahren musste die Stadt immer weiter ausbauen, um die benötigte Wassermenge für die wachsende Bevölkerung zu liefern. 1889 konnte die Bründlenquelle im Eigental gefasst werden und zur Überbrückung des Winters wurde 1896 in der Allmend ein kleines Grundwasserpumpwerk erstellt. Der grosse Befreiungsschlag bei der Versorgungssicherheit gelang der Stadt aber erst mit dem Grundwasserpumpwerk Thorenberg, über das die Stimmbevölkerung 1907 abstimmte. Für die 133,6 m Höhendifferenz bis zum Reservoir Sonnenberg konnten je nach Bedarf Pumpen angeworfen werden. Bei grosser Trockenheit konnte es den gesamten Bedarf abdecken.

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Seewasser: Ein grosser Schritt – mental und quantitativ

Der nächste Ausbauschritt wurde erst in den 1960er-Jahren nötig, als es zu Übernutzung und zu Verteilkämpfen mit industriellen Mitstreitern (Viscosuisse, von Moos’sche Eisenwerke) um das Grundwasser kam. Bevor jedoch das Seewasserwerk gebaut werden konnte, musste der Quellwasser-Mythos beerdigt werden. Obwohl andernorts schon mit aufbereitetem Seewasser gute Erfahrungen gesammelt worden waren – nebst grösseren Städten seit 1936 auch im benachbarten Horw – bestanden weiterhin grosse Vorbehalte. Angesichts der weitverbreiteten Gewässerverschmutzung ist dies nicht verwunderlich. Das Bundesgesetz über «Schutz der Gewässer gegen Verunreinigung» von 1955 führte nur langsam zu einer Verbesserung der Lage. Einzelne Seegemeinden leiteten ihr Abwasser bis in die 1960er-Jahre weiterhin in den See. Das Seewasserwerk mit dem Pumpwerk Salzfass und dem Reservoir Kreuzbuch ging schliesslich 1966 in Betrieb. Seit diesem letzten grossen Ausbauschritt mit dem Seewasserwerk ist es vor allem zu qualitativen Verbesserungen beim Betrieb gekommen, insbesondere bei der Automatisierung der Steuerung.

 

Verbesserung des Hygienestandards

Schon im ersten Jahr der neuen Wasserversorgung montierten die Installateure des Wasserwerks 124 «Wasserklosetts». Um 1900 konnten bereits über 90 % der Luzerner Bevölkerung in ihrem Daheim frisches Leitungswasser beziehen. Eine warme Dusche oder ein heisses Bad in der eigenen Wohnung blieb aber weiterhin Luxus. Gerade einmal 6 % der Wohnungen besassen ein Badezimmer. Doch die sanitarischen Verhältnisse hatten auch so verbessert werden können, insbesondere durch die Toiletten: Die Sterberate sank von 31 Promille 1876 auf 18,5 Promille im Jahr 1894. Das lag nicht zuletzt an der allgemein besseren Versorgungslage, aber dem Wasser kam besondere Bedeutung zu.

Die Bemühungen um eine bessere Hygiene waren nicht einfach wohltätiger Natur, sondern hatten die Gesundheit der werktätigen Bevölkerung und damit ihre Leistungsfähigkeit als Arbeitskraft zum Ziel. Reinlichkeit war ein Teil der bürgerlichen Normvorstellung. Mittels Wohnungsinspektionen diente die Wasserversorgung mitunter auch der Disziplinierung, insbesondere der Arbeiterschaft. So setzte die Stadt zu Beginn des 20. Jahrhundert noch auf Zwangsanschlüsse für das teure Wasser. Ein eigentlicher Meilenstein war das Baugesetz von 1913, das den Anschluss an die Schwemmkanalisation und für jede Wohnung ein eigenes WC vorschrieb. Die Hygienestandards, wie sie zuerst nur in Hotels und Villen üblich waren mit Wasseranschlüssen in Küche, Bad und Waschküche, setzten sich ab den 1930er-Jahren auch dank Baugenossenschaften in breiten Bevölkerungsschichten durch.

 

Wasserversorgung in der Gemeinde Littau

Während die Wasserversorgung in den Städten schon verschiedentlich Gegenstand historischer Untersuchungen war, ist sie für ländliche Gegenden noch ungenügend erforscht. Ein Beispiel dafür ist Entwicklung in der früheren Gemeinde Littau. Im Dorfteil Reussbühl versorgten im ausgehenden 19. Jahrhundert die bestehenden Brunnen die Bevölkerung mit Grund- und Quellwasser. Auch hier lieferten diese bei Trockenheit und im Winter häufig zu wenig Wasser. Anders als in der Stadt, erstellte 1891 eine private Akteurin die Wasserversorgung, die Brunnengesellschaft Reussbühl. Letztere erschloss im Ruopigen verschiedene Quellen, erstellte ein Reservoir im Obermättli und konnte im Juli 1892 die ersten elf Häuser mit frischem Quellwasser beliefern. Pro bewohntem Raum des Gebäudes bezahlten die Abonnenten zwei Franken im Jahr. Bis 1895 konnte die Hälfte der Häuser in Reussbühl an die Wasserversorgung angeschlossen werden, zwei Jahre später führte die Gesellschaft Leitungen in die Fluhmühle. Mit der Quellfassung im Renggloch baute sie 1902 die Kapazität aus. Drei Jahre später versorgte die Genossenschaft auch das Dorf Littau mit Wasser. Schliesslich ging diese Wasserversorgung ebenfalls in kommunale Hände über: 1931 kaufte die Gemeindeverwaltung der Gesellschaft die Wasserversorgung ab und baute sie selber weiter aus. Seit 1922 und bis heute die beliefert die Genossenschaft Wasserversorgung Littau-Berg die Bauernhöfe im gleichnamigen Ortsteil mit Wasser. Das Archiv der Genossenschaft liegt mittlerweile im Stadtarchiv Luzern.

 

Widmung

Diese Bildergalerie ist Kurt Messmer (1946–2025) gewidmet. Mit ihm haben wir am 7. März dieses Jahres völlig unerwartet nicht nur einen unglaublich feinen Menschen, sondern auch einen passionierten Forscher, Wissenschaftler und Didaktiker und nicht zuletzt einen guten Freund des Stadtarchivs verloren, der uns und unserer Arbeit immer sehr gewogen war. Sein grosses historisches Wissen, seine unermüdliche Tätigkeit und die herzliche und kollegiale Zusammenarbeit werden uns fehlen. Wir behalten ihn und sein Wirken in dankbarer Erinnerung.

 

Publikationshinweise

  • Fabian Hodel, «Versorgen und gewinnen. Die Geschichte der unternehmerisch tätigen Stadt Luzern», 1997 («Beiträge zur Luzerner Stadtgeschichte», Band 11), darin: «Sauber rein und unter Druck. Die Geschichte der Trinkwasserversorgung in Luzern von 1850 bis heute», S. 101–163.
    Der Band kann aus aktuellem Anlass bis Ende 2025 statt für Fr. 68.– für Fr. 20.– bezogen werden (vor Ort im Stadtarchiv oder per Post mit zusätzlichen Versandkosten).
  • Broschüre «Rundgang Luzerner Brunnenvielfalt / Rundgang Luzerner Figurenbrunnen», 2022, Herausgeberin/Bezugsquelle: Stadt Luzern, Städtebau und Tiefbauamt. Website: www.brunnen.stadtluzern.ch
Landvermesser Scherer hatte nebst der Klein- und Grossstadt auch die Wasserleitung ausgemessen und aufgezeichnet. Die Länge der hölzernen «Dünkel» betrug zusammen 29 km. Damit die mit einem Dünkelbohrer der Länge nach ausgehöhlten Stämme bis zum Einsatz nicht austrockneten, lagerten sie im Wasser. An der Stelle von Weiher und Kapelle steht seit 1912 die Pauluskirche. Der ursprüngliche Brunnen stammte von 1494 (Stock: Kopie 1737/1952) und hatte als einer der wenigen in der Stadt einen Nebentrog. Er hängt wie andere Brunnen auch heute noch an der Krienserleitung. Der Brunnen, der heute noch am Wochenmarkt zur Reinigung der ausgenommenen Fische genutzt wird, besteht seit 1926. Er hat seine primäre Funktion behalten und ist damit eine Ausnahme. Die Gewässer in Luzern dienten seit jeher zum Wäschewaschen und andere schmutzige Arbeit. So konnte das Brauchwasser in den Brunnentrögen für andere Nutzungen sauber gehalten werden. Während das Waschhaus der Zwinggemeinde genossenschaftlichen Charakter hatte, besassen städtische Villen und Landsitze eigene Ökonomiegebäude zur Erleichterung der mühseligen Arbeit. Eröffnet, als es noch keine eigenen Badezimmer und Waschküchen gab, entwickelte sie sich zur universellen städtischen «Reinigungsanstalt»; zuletzt wurden ihre Dienste kaum noch nachgefragt. Das alte Brunnennetz setzte der Bautätigkeit in der Stadt Grenzen. Im Plan von 1925 sind die Gebiete bis auf 450 m ü. M. blau markiert, welche bis 1875 mit Wasser versorgt werden konnten. Er stand für eine neue Exekutiv-Generation: Hauptamtlich tätiger Baudirektor vom Fach mit professionellem Departement zur Seite. Zudem u. a. Feuerwehrkommandant, Stadtpräsident und Nationalrat. Die stimmfähigen Bürger stimmten im März 1873 der Investition von 1 Mio. Franken in die Wasserversorgung zu. Am Ende kostete das konfliktbeladene Projekt mehr als 1,75 Mio. Franken. Durch die hohe Lage des Reservoirs am Sonnenberg entstand genügend Druck in den Leitungen, um auch die Hanglagen der Stadt mit Wasser zu versorgen. Da entgegen dem Zirkular keine Wassermesser installiert, sondern Pauschalen erhoben wurden, liess man zur Vermeidung von Frostschäden das Wasser häufig einfach laufen. Die Umbaupläne von 1909 für Dr. med. Karl Renggli zum Gebäude Stadthofstrasse 10 (erstellt 1871) zeigen gut, welche Installationen für Frisch- und Abwasser nach der Einführung der Wasserversorgung nötig waren. Sechs Jahre nach ihrer Gründung 1924 hatte die abl bereits 321 «gesunde und billige Wohnungen» gebaut mit eigenem Badezimmer, Toilette, normierten Küchen und Gemeinschafts-Waschküchen. Die städtischen Kanalisationsleitungen wurden parallel zur Wasserversorgung ab 1875 etappenweise ausgebaut. Erstellung der Kanalisation an der Wesemlinstrasse, 1920. Druckwasserleitungen versorgten 1877 bereits über die Hälfte der Stadtbevölkerung mit frischem Quellwasser aus dem Eigental. Die Ergiebigkeit der Quellen schwankte jedoch stark. Mit dieser Erschliessung sollten die Engpässe behoben werden. Sie vermochte aber keine Trockenphasen zu überbrücken und beseitigte daher auch die grossen Schwankungen nicht. Wichtiger Aspekt der Wasserversorgung war immer schon die Feuerbekämpfung. Daher hatten bereits die alten Brunnen so grosse Tröge. Das Hydrantennetz war für die Feuerwehr ein riesiger Fortschritt. «Zur Bedienung eines Hydranten gehören: 1 Abtheilungschef, gleichzeitig Wagenwart, 1 Hydrantier, 2 Wendrohrführer, 4-8 Schlauchträger». Der Milizfeuerwehr standen neu 226 Hydranten zur Verfügung. Die Wasserspritze No. 2 des Stadtbauamtes steht 1897 sinnigerweise direkt vor dem «Offiziellen Verkehrsbureau» (heute: Luzern Tourismus) am Schwanenplatz. Zur Ergötzung (nicht nur) der Gäste durften sogar vier Springbrunnen mit kostbaren Quellwasser betrieben werden. Immerhin: Bei einem Brand konnten sie zu Gunsten von Löschwasser abgestellt werden. 1884 eröffnet und bis 1961 als Wasserballastbahn betrieben: Das Gewicht des oben stehenden Wagens wird mit Wasser erhöht, die Schwerkraft zieht ihn nach unten und den untenstehenden Wagen nach oben. Die beiden Herren, im Foto als J. Ottiger und J. Zumbühl bezeichnet, legten 1900 im Auftrag der Brunnengesellschaft Reussbühl eine Quellwasserleitung über die Renggschlucht. Eine private Genossenschaft erschliesst die Bauernhöfe des Littauer Berges seit 1922 ab dem Grundwasserpumpwerk Spahau. Es befand sich im selben Grundwasserstrom wie Thorenberg. Die Pumpen waren teurer im Betrieb, konnten aber je nach Bedarf zugeschaltet werden. Bis 1968 musste dafür ein städtischer Angestellter mit dem Velo nach Littau fahren, um die Pumpen in Gang zu setzen. Grundwasser aus dem Tal der kleinen Emme garantierte jahrzehntelang die Versorgungssicherheit. Es schwankte quantitativ nicht und war qualitativ dem Quellwasser mindestens ebenbürtig, bloss etwas härter. Nachdem Verunreinigungen festgestellt worden waren, begann die Stadt das Wasser ab 1925 stillschweigend zu chlorieren. Die Sache wurde erst zwei Jahre später publik. Das Wasser des Grenzbachs Matthof floss mitsamt Dreck seewärts. Zustände wie diese trugen nicht zum Vertrauen ins Seewasser bei. Es dauerte seine Zeit, bis das Gewässerschutzgesetz Wirkung zeigte. Ab 1962 erstellte die Stadt Luzern ein Seewasserwerk im Würzenbachgebiet. Das kostspielige Grossprojekt des 20. Jahrhunderts kam statt der veranschlagten 7 Mio. auf 11 Mio. Franken zu stehen. Die jahrzehntelangen Vorbehalte gegenüber Seewasser erwiesen sich als unbegründet. Nach der entsprechenden Aufbereitung ist das Wasser qualitativ gut. Das Werk konnte 1966 den Betrieb aufnehmen. Als Oswald Meier, Abteilungsleiter Gas und Wasser der Städtischen Werke EGW, 1976 das Luzerner Wasser für gut befand, war die Qualitätsüberwachung schon längst den Kinderschuhen entwachsen. Was ganz am Anfang noch pauschal abgerechnet wurde, konnte später ungefähr und schliesslich ganz genau bestimmt werden. Erwin Baumann von den Städtischen Werken überprüft Wasserzähler. Franz Heggli und Bernhard Lang demonstrieren 1976 vor dem Sitz der Städtischen Werke mit den damals modernsten Geräten die Suche nach einem möglichen Wasserleck. Zur Sicherung der Wasserversorgung auf dem rechten Ufer erstellten die Städtischen Werke im Utenberg 1988 ein neues Wasserreservoir.