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18. Dezember 2023
Im Herbst 2022 haben die Stimmberechtigten der Stadt Luzern die Klima- und Energiestrategie klar angenommen. Darin sind ambitionierte Ziele definiert. Eine erste Zwischenbilanz gibt Hinweise darauf, wo die Stadt steht. Je nach Ziel ist sie recht gut unterwegs – oder steht auch erst ganz am Anfang.

Von Luca Wolf

Die Stadt Luzern verfolgt eine ehrgeizige Klima- und Energiepolitik. Mit Annahme der Klima- und Energiestrategie im Herbst 2022 haben sich die Luzerner Stimmberechtigten für eine Intensivierung dieser Politik ausgesprochen. Unter anderem sollen die energiebedingten Treibhausgasemissionen auf Stadtboden bis 2040 auf null gesenkt werden. Ab 2045 soll zudem kein Atomstrom mehr bezogen werden. Gleichzeitig soll die Produktion von Solarstrom bis 2050 massiv ausgebaut werden. Nun liegt die Erfolgskontrolle des Energiereglements für das Jahr 2022 vor. Sie liefert erste Hinweise auf die Frage, ob die Stadt betreffend Zielerreichung auf Kurs ist.

Kein Bezug von Atomstrom ab 2045

Nach der Nuklearkatastrophe von Fukushima und aufgrund der ungelösten Entsorgung der nuklearen Abfälle hat die Stadt Luzern bereits Ende 2011 den Atomausstieg per 2045 beschlossen. Damals belief sich der Anteil Atomstrom am Stromverbrauch auf Stadtgebiet auf rund 60 Prozent. Die Zahlen aus der neusten Erfolgskontrolle zeigen: Im Jahr 2022 betrug der Anteil Atomstrom in der Stadt Luzern noch rund 25 Prozent. Der wegfallende Atomstrom wurde grösstenteils mit Strom aus Wasserkraft ersetzt. Einen grossen Einfluss auf die Zusammensetzung des Stroms hat der sukzessive Ausstieg des städtischen Energiedienstleisters ewl (Energie Wasser Luzern) aus Bezugsrechten von Atomstrom. Seit 2020 bietet ewl ihrer Privatkundschaft überhaupt keine Atomstromprodukte mehr an. Dies hat 2020 und 2021 zu einer merklichen Reduktion des Atomstroms geführt.

Ebenfalls erfreulich: Nicht nur durch die Abkehr vom Atomstrom, sondern auch beim Stromverbrauch konnten Verbesserungen erzielt werden. Seit 2010 hat der Stromverbrauch in der Stadt Luzern um etwa 10 Prozent abgenommen. Weil gleichzeitig die Bevölkerungszahl zunahm, beträgt die Abnahme des Stromverbrauchs pro Kopf sogar rund 20 Prozent.

Massiv mehr Solarstrom produzieren

Wenn zukünftig im grossen Stil Öl- und Gasheizungen durch Wärmepumpen und Verbrennungsdurch Elektromotoren ersetzt werden, braucht es mehr Strom aus erneuerbaren Quellen. Auch müssen die verbleibenden 25 Prozent Atomstrom in der Stadt Luzern durch erneuerbaren Strom ersetzt werden. Einen möglichst grossen Anteil davon will die Stadt Luzern auf ihrem Gemeindegebiet produzieren. Deshalb soll bis 2050 die Produktionskapazität für Solarstrom auf 180 Megawatt-Peak (MWp) ausgebaut werden.

Solaranlage
Solaranlage auf dem Dach des Staffeln-Schulhauses

Davon ist man noch weit entfernt: Ende 2022 waren gemäss Erfolgskontrolle Photovoltaikanlagen mit einer Gesamtleistung von 13,6 MWp installiert. Dies entspricht einer Fläche von fast 13 Fussballfeldern. Damit können erst knapp 3 Prozent des Stromverbrauchs der Stadt Luzern produziert werden.

Kein Ausstoss von CO₂ mehr ab 2040

Ob aus Öl- und Gasheizungen, Benzin- und Dieselmotoren oder Flugzeugtriebwerken: Wir Schweizerinnen und Schweizer produzieren viel zu viel CO₂ und andere klimaschädliche Treibhausgase. Die Stadt Luzern will mit gutem Beispiel vorangehen und die Treibhausgasemissionen aus Energieanwendungen auf Stadtgebiet bis 2040 auf null reduzieren. Im Jahr 2022 betrug der Wert 4,25 Tonnen CO₂ pro Kopf (siehe Grafik unten). Gegenüber dem Jahr 2000 entspricht dies einer Abnahme um etwa 40 Prozent. Insbesondere der CO₂-Ausstoss von Öl und Gasheizungen konnte in den vergangenen zwei Jahrzehnten um etwa die Hälfte reduziert werden. Unter anderem, indem fossile Heizungen vermehrt durch komplett erneuerbare Heizungen wie Wärmepumpen ersetzt wurden.

Diese erfreuliche Entwicklung ist aber kein Grund, sich auszuruhen. Denn in der Stadt Luzern werden noch immer über 80 Prozent aller Heizungen mit Öl oder Gas betrieben. Diese verursachen etwa 50 Prozent aller Treibhausgasemissionen auf Stadtboden. Um die Klimaziele der Stadt zu erreichen, müssen bis 2040 alle fossilen Heizungen durch erneuerbare ersetzt werden.

Verkehrsemissionen stark reduzieren

Die andere Hälfte der energiebedingten Treibhausgasemissionen wird durch den Verkehr (inklusive Flugverkehr) verursacht. Diese Emissionen bewegen sich mit Ausnahme der Dauer der Coronapandemie in den Jahren 2020 und 2021 auf konstantem Niveau. Deshalb hat sich die Stadt Luzern zum Ziel gesetzt: Die Verkehrsbelastung auf den Strassen soll bis 2040 um 15 Prozent gegenüber 2010 abnehmen. Und: Bis 2040 sollen alle in der Stadt immatrikulierten Fahrzeuge elektrisch und /oder erneuerbar angetrieben sein.

Grafik
Diese Grafik zeigt die Entwicklung der energiebedingten Treibhausgasemissionen der Stadt Luzern in Tonnen CO₂-Äquivalente (t CO₂eq) pro Kopf und Jahr. Die schwarzen Punkte zeigen die bisherige Entwicklung für den Zeitraum von 1990 bis 2022. Die graue Linie zeigt die beabsichtigte Entwicklung (Zielpfad) gemäss Klima- und Energiestrategie bis 2040.

 

Warnung vor Erwärmung um 3 Grad

Zum Stand nach gut einem Jahr seit der Abstimmung über die Klima- und Energiestrategie sagt Adrian Borgula, Umwelt- und Mobilitätsdirektor: «Wir stehen am Anfang und setzen alles daran, die Ziele zu erreichen.» Wie nötig das sei, zeige der neue Bericht des UN-Umweltprogramms (UNEP). Darin steht: Bleiben die klimapolitischen Anstrengungen auf dem gegenwärtigen Niveau, steuert die Erde im Laufe des 21. Jahrhunderts auf eine Erwärmung um 3 Grad zu. Erreichen alle Staaten ihre gegenwärtigen Klimaziele aus dem Übereinkommen von Paris, steuert die Weltgemeinschaft bis Ende Jahrhundert immer noch auf einen Anstieg von 2,5 Grad zu – das wäre deutlich mehr als die 1,5 bis 2 Grad aus dem Pariser Abkommen.

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler warnen bei diesem Szenario vor drastischen Folgen: Naturkatastrophen, Hungersnöte, Fluchtbewegungen. Fachleute des EU-Klimawandeldienstes befürchten, dass 2023 global betrachtet als wärmstes Jahr der vergangenen 125’000 Jahre in die Geschichte eingehen könnte. Adrian Borgula verspricht: «Die Stadt Luzern trägt ihren Teil bei, damit wir das Pariser Klimaabkommen einhalten können.» 

 

Vielfältige Förderung

Die Stadt Luzern unterstützt Massnahmen zur Reduktion des Energieverbrauchs und zur Produktion von Strom oder Wärme aus erneuerbaren Quellen. Anbei eine Übersicht.

Klimafreundlich heizen
Die Website www.klimafreundlichheizen.ch hilft Liegenschaftsbesitzenden beim Umstieg von fossilen auf erneuerbare Energieträger. Zentral ist ein interaktives Feld, in das die eigene Adresse eingegeben werden kann. Es folgt die Information, welche Energieträger die Stadt am Standort dieser Adresse empfiehlt.

Energiecoaching
Das ist ein Beratungsangebot für Hauseigentümerschaften mit dem Ziel, die Gebäudehülle und/oder die Haustechnik energetisch zu sanieren.
Weitere Informationen

Effizient heizen
Beratungsangebot für Eigentümerschaften grösserer Liegenschaften (ab 6 Wohneinheiten) mit dem Ziel, die bestehenden Heizungsanlagen effizient zu betreiben.
Weitere Informationen

Impuls Umwelt
Beratung von Unternehmen zum Energie- und Ressourcensparen.
Weitere Informationen

Energisch optimieren
Hier werden Unternehmen begleitet, um Betriebsoptimierungen zur Steigerung der Energieeffizienz zu erreichen.
Weitere Informationen

E-Auto-Ladelösungen
Das ist ein Beratungsangebot für alle Hauseigentümerschaften im Hinblick auf die Planung von E-Auto-Ladestationen.
Weitere Informationen

GEAK-Plus
Zustandsanalyse eines Gebäudes mit Energieetikette und drei auf das Gebäude zugeschnittene Varianten zur energetischen Modernisierung.
Weitere Informationen

Förderbeiträge
Finanziell unterstützt werden etwa: Wärmepumpen, Fernwärmeanschlüsse, Photovoltaikanlagen, thermische Solaranlagen.
Weitere Informationen

Umweltberatung: Anlaufstelle bei Fragen
Erste Anlaufstelle für alle Fragen im Zusammenhang mit den Förderprogrammen, auch den kantonalen und denjenigen des Bundes: Umweltberatung Luzern, Löwenplatz 11, 6004 Luzern, 041 412 32 32, info@umweltberatungluzern.ch
Mehr Informationen über alle Fördermassnahmen der Stadt im Energiebereich:
www.energiefoerderung.stadtluzern.ch

 

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Stadtmagazin 4/2023