Kopfzeile

Inhalt

22. August 2022
Der Stadtrat hat den Strategieprozess Carregime abgeschlossen. Kurzfristig stehen dank des Carparkplatzes Rösslimatt genügend Parkplätze zur Verfügung. Für eine langfristige Lösung will der Stadtrat die Lösungsidee «Stadtpassage» prüfen.

Von Urs Dossenbach

Mitte Juni 2022 haben auf dem Areal Rösslimatt vis-à-vis des Südpols die Bauarbeiten für einen temporären Carparkplatz begonnen. Er soll maximal zehn Jahre in Betrieb sein. Auf dem heute ungenutzten Areal in Kriens entstehen 28 Parkplätze für Reisecars. Sie ersetzen die Parkplätze, die beim Inseli aufgehoben werden müssen. Die Stimmberechtigten haben 2017 die Initiative «Lebendiges Inseli statt Blechlawine» angenommen. Sie verlangt die Aufhebung des Carparkplatzes Inseli zugunsten der Erweiterung der Grünfläche.

Titelbild: Voraussichtlich ab Ende Oktober 2022 werden auf dem Areal Rösslimatt in Kriens Reisecars parkieren. Die 28 Parkplätze ersetzen jene, die beim Inseli aufgehoben werden.

Zunahme an Touristinnen und Touristen

Läuft alles nach Plan, kann der Carparkplatz Rösslimatt Ende Oktober 2022 in Betrieb genommen werden. Dank ihm stehen kurzfristig genügend Parkplätze für Reisecars zur Verfügung. Langfristig braucht es aber neue Lösungen. Die Stadt Luzern gehört zu den Städten, die bis zu Beginn der Coronapandemie eine stetige Zunahme an Touristinnen und Touristen verzeichneten. Die damit verbundenen Carfahrten und Touristenströme wurden von der Bevölkerung teilweise als störend wahrgenommen. Es wurden Massnahmen zu einer Verbesserung der Situation gefordert und vorgeschlagen. Da allerdings keine der ursprünglich vorgeschlagenen Massnahmen eine Mehrheit fand, hat der Stadtrat 2019 je einen Strategieprozess für die beiden Themen Tourismus und Carregime ausgelöst.

59 Lösungsideen fachlich bewertet

Im Strategieprozess Carregime wurde ein Zielsystem partizipativ erarbeitet. Breite Kreise wünschen sich ein Carregime, das möglichst wenig Verkehr verursacht, wenig negative Auswirkungen auf das direkte Umfeld hat und die Verkehrssicherheit im Umfeld von Caranhalte­ und Carparkplätzen für alle Verkehrsteilnehmenden gewährleistet. Die 59 vorgeschlagenen Lösungsideen wurden anhand dieses Zielsystems fachlich bewertet.

Das Ergebnis dieser Bewertung bildete eine zentrale Grundlage für den Entscheid des Stadtrates zum künftigen Carregime. Unter Berücksichtigung weiterer Aspekte wie Chancen, Synergien, Risiken, Finanzierung und der politischen Vorgeschichte kommt der Stadtrat zum Schluss, dass die Carthematik langfristig mit einer Infrastruktur-Lösung angegangen werden soll. Ein solcher Ansatz erfüllt die partizipativ erarbeiteten Ziele und die Leitlinien zur Vision Tourismus am besten. Konkret wird die Stadtpassage zur weiteren Bearbeitung empfohlen. Dabei handelt es sich um die Lösungsidee einer privaten Interessengemeinschaft. Das Parkieren von Reisecars inklusive Aus- und Einsteigen der Gruppengäste soll künftig in einem zusätzlichen vierten Untergeschoss des geplanten Parkhauses des Luzerner Kantonsspitals erfolgen. Eine zirka 800 Meter lange, unterirdische Fussgängerpassage verbindet das Kantonsspital mit der Altstadt im Gebiet Hertensteinstrasse. Dieser Fussgängertunnel soll öffentlich zugänglich sein und könnte mit Rollbändern sowie weiteren Zugängen ausgestattet werden. Je nach Dimensionierung ist auch eine Öffnung für Velos denkbar. Die Zufahrt für die Reisecars zum Parkhaus soll über einen neuen, unterirdischen, zirka 200 Meter langen Strassentunnel aus dem Friedental im Gebiet des Abzweigers Riedstrasse erfolgen.

Carfreier Schwanen- und Löwenplatz

Für die Lösungsidee spricht, dass die Gruppengäste die Innenstadt ab dem Aussteigeort weiterhin direkt zu Fuss erreichen können. Die Zahl der Carfahrten ins Zentrum der Stadt Luzern wird massiv reduziert. Der Schwanenplatz und der Löwenplatz werden frei für andere Nutzungen und können städtebaulich aufgewertet werden.

Auch wenn die Prognosen für den Gruppentourismus ungewiss sind, will der Stadtrat die Lösungsidee «Stadtpassage» nun eingehend prüfen. Es geht zum jetzigen Zeitpunkt nicht um den Realisierungsentscheid, sondern darum, sich diese einmalige Gelegenheit nicht zu verbauen. Denn es ist vorgesehen, ein Carparking mit bis zu 50 Plätzen in die geplante Neubebauung des Areals des Kantonsspitals zu integrieren. Das Luzerner Kantonsspital plant, in drei Etappen neue Klinikbauten zu erstellen. Damit diese Synergie genutzt und eine allfällige Realisierung in die Bauphasenplanung des Spitals integriert werden kann, ist das Kantonsspital darauf angewiesen, dass die Stadt Luzern bis Ende Jahr entscheidet, ob die Stadtpassage weiterverfolgt werden soll.

Machbarkeit prüfen, Projekt konkretisieren

Der Stadtrat will deshalb die Machbarkeit prüfen und das Projekt konkretisieren. Neben technischen Abklärungen sollen die verkehrlichen Auswirkungen aufgezeigt, die Projektkosten genauer geschätzt, die Synergien aus Sicht des Kantons, der Stadt und der privaten Investoren konkretisiert und daraus Überlegungen zur Trägerschaft und zum Kostenteiler abgeleitet werden.

Da die Stadtpassage frühestens gegen 2030 in Betrieb genommen werden könnte, strebt der Stadtrat mit einem Übergangsregime ein effizientes Management der Cars in räumlicher und zeitlicher Hinsicht an. Zentrales Element ist dabei ein sogenanntes «Slotmanagement», welches ermöglicht, dass die Caranhalteplätze in Zukunft elektronisch reserviert und bezahlt werden können.

Prozess abschliessen

Der Stadtrat hat die Resultate des partizipativen Prozesses für ein zukünftiges Carregime und seine Schlussfolgerungen dazu in einem Bericht und Antrag zuhanden des Grossen Stadtrates zusammengefasst. Mit diesem soll der Strategieprozess abgeschlossen und zustimmend zur Kenntnis genommen werden.

Reglement anpassen

Gleichzeitig beantragt der Stadtrat beim Grossen Stadtrat auch die Zustimmung zur Änderung des Parkgebührenreglements für den Carparkplatz Rösslimatt in Kriens. Dies ermöglicht, ein Gebührensystem einzuführen, mit dem – wie vom Parlament gefordert – sowohl der Betrieb als auch die Investition für den Carparkplatz Rösslimatt Kriens finanziert werden können.

Plan
Die Lösungsidee «Stadtpassage»: Reisecars könnten künftig im Untergeschoss des geplanten Parkhauses des Luzerner Kantonsspitals parkieren. Die Gäste würden via Fussgängertunnel möglicherweise über Rollbänder in die Altstadt gelangen.

Weitere Beiträge im Stadtmagazin

Stadtmagazin 3/2022