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15. Oktober 2024
Viele Schulen in der Stadt Luzern ziehen Gemüse und Beeren im eigenen Schulgarten. Die Kinder erleben so den ganzen Prozess von der Aussaat bis zur Ernte und erfahren die Natur hautnah.

Bild oben: Die Kinder der Klasse 4a von Lehrperson Soraya Amhof im Schulgarten des Schulhauses Fluhmühle. Nach dem Anpflanzen im Frühling, dem Giessen während des Sommers, dem permanenten Jäten und Reiswanzeneinsammeln kann im Herbst auch geerntet werden.

Von Andrea Müller

Das Gartenjahr neigt sich langsam dem Ende entgegen. Bevor der Herbst definitiv Einzug hält, geben Lernende der Schule Fluhmühle einen Einblick in ihren Schulgarten. Die Klasse 4a von Soraya Amhof hat diesen in den letzten Wochen und Monaten bepflanzt, gepflegt und mit Begeisterung Gemüse geerntet. Die neun- und zehnjährigen Kinder erklären ihre Aufgaben und stellen die verschiedenen Gemüsesorten vor. Alva geht entlang der Beete und zeigt, welches Sojabohnen, Kürbisse und Rüebli sind. Da kommt ihr eine lustige Anekdote in den Sinn: «Bahar hat letztes Mal aus Versehen ein Rüebli aus der Erde gezogen. Sie war am Jäten und dachte, es sei Unkraut.» Bahar meint zu ihrer Verteidigung, dass die Samen von den Erstklässlerinnen und Erstklässlern gesät wurden und ein Samen wohl im falschen Beet bei den Sojabohnen gelandet sei.

Während der Sommerferien hat sie eine Woche lang mit ihrem Bruder den Schulgarten getränkt. «Man konnte sich freiwillig melden.» Auch Sara hat in den Ferien ab und zu im Garten vorbeigeschaut, um zu sehen, ob alles gut ist und das Gemüse gut wächst. Sie findet es super, dass im Garten viele Gurken wachsen. «Ein bisschen können wir immer vom Gemüse probieren», sagt sie. Gerade erst durfte sich die Klasse drei grosse Gurken teilen.

Faszinierende Gartenwelt

«Wenn die Kinder im Frühling etwas pflanzen und das Gemüse im Sommer oder Herbst ernten, erleben sie den ganzen Prozess», sagt Soraya Amhof. Die Klassenlehrerin der 4a erachtet dies als grossen Vorteil eines eigenen Schulgartens. Sie sieht aus den Reaktionen der Kinder, dass sie stolz sind auf alles, was wächst. Viele sind sehr vorsichtig mit den Pflanzen und Tieren im Garten. Sie sind fasziniert von Kleinigkeiten wie Pilzen, Insekten und Würmern. Das Umfeld draussen im Garten ist ganz anders als im Schulzimmer, und die Kinder verhalten sich auch oftmals anders, so die Lehrerin. Sie erinnert sich an den letzten Gartenbesuch ihrer Klasse vor den Sommerferien, an einem heissen Nachmittag. Eines der Mädchen hat sich mit der Giesskanne von oben bis unten nass gemacht, anstatt die Pflanzen zu giessen. «Ich fand es sehr schön, dass sie solchen Spass daran hatte», sagt Soraya Amhof, «und auch, dass ich es als Lehrerin in diesem Setting zulassen durfte.»

Natur als vielfältiger Lernort

Gemäss Thomas Buchmann, Bereichsleiter Unterricht und Betreuung der Volksschule Stadt Luzern, bewirtschaften viele städtische Schulen einen Garten oder Hochbeete. «Uns ist es ein Anliegen, dass die ‹Stadtkinder› auch in der Natur lernen», betont er. «Weil das erlebende Lernen draussen so wichtig ist, unterstützen wir unsere Kindergarten- und Primarlehrpersonen mit Kursen und geeignetem Material, damit sie mit den Lernenden auch Naturerfahrungen im Wald machen können.»

Schulgarten
Faszinierend und manchmal auch überraschend, was heranwächst. Dieses Unikat gibtʼs in keinem Laden zu kaufen.

Gartenlektion im Felsberg

Die Schule Felsberg hat ein Gartenkonzept erarbeitet und vom Kanton Luzern Lektionen zugesprochen bekommen, damit jede der 18 Klassen einmal pro Schuljahr eine Doppellektion im Schulgarten verbringen kann, idealerweise als Auftakt für weitere Gartenbesuche. Begleitet werden die Lernenden und die Lehrpersonen in dieser sogenannten Gartenlektion von Rahel Dudler, selbst Lehrperson im Schulhaus Felsberg. «Einerseits nutzen wir die Zeit natürlich zur Gartenpflege. Die Gartenlektionen sollen aber auch Hemmungen und Unsicherheiten bei den Kindern und bei den Lehrpersonen abbauen, damit sich die Klassen auch selbstständig im Garten betätigen», sagt die Schulgartenverantwortliche und passionierte Gärtnerin. Der Schulgarten des Schulhauses Felsberg ist zugleich Lernort, Begegnungs- und Erholungsraum. Er ist Teil des Bildungsprogramms der GemüseAckerdemie, die Know-how in der Gartenplanung sowie Setzlinge und Unterrichtsmaterial zur Verfügung stellt.

Schulgarten
Jan und der Federkohl. Für die Gartenpflege stehen den Kindern Werkzeuge und Handschuhe zur Verfügung.

Vielfältige Aufgaben im Garten

Zurück im Schulhaus Fluhmühle: Dort erzählt Raissa, dass sie schon Rüeblikraut probiert habe. «Man kann sagen: Es ist gut!» Sie mag den Garten sehr gerne und erklärt die verschiedenen Aufgaben der Kinder: Gemüse anpflanzen, die Beete und die Wege putzen, Unkraut jäten. Wer will, zieht sich Gartenhandschuhe an. In der Gartenkiste steht ein ganzer Sack davon.

Tristan nimmt einen Käfer von einem Blatt der Sojapflanze und legt ihn fachmännisch einige Meter weit weg auf ein Kürbisblatt. Dort befinden sich viele dieser Grünen Reiswanzen, die – gerade erst versetzt – bereits wieder zurück Richtung Soja streben, weil sie eine Vorliebe für Hülsenfrüchte haben. Die Bekämpfung der Grünen Reiswanze ist generell schwierig. Kontrollieren und einsammeln wird zur Vorbeugung und Bekämpfung empfohlen. Tristan kann das Wissen, das er im Schulgarten erlangt hat, auch daheim anwenden. Seine Familie hat einen Gemüsegarten, und er hilft mit. Den Schulgarten findet er sehr cool. «Nächstes Jahr möchte ich das sicher wieder machen.»

Santiago, dessen Familie Gemüse auf dem Balkon zieht, erklärt, dass er und seine Gspändli der Klasse 4a zu Beginn der Gartensaison im Frühling auf einem Arbeitsblatt verschiedene Gemüsesorten Bildern zuordnen mussten. «Das war schwierig.» Ob es denn jetzt mit der Erfahrung etwas einfacher wäre? «Nur ein bisschen», gibt er zu. Kennengelernt haben die Kinder aber einige neue Gemüsesorten, zum Beispiel Pastinaken. Jan erzählt, dass sie auch davon probieren durften. Und: Zu den Aufgaben der Lernenden gehören nicht nur Anpflanzen, Putzen und Jäten. Kürzlich hat Jan im Garten mit den anderen Kindern den geernteten Salat geschnitten – und natürlich probiert.

 

Elternkommunikationsapp «Klapp»
Seit dem Schulstart im August 2024 setzt die Volksschule Stadt Luzern auf die App «Klapp». Sie ersetzt Kommunikationsmittel wie E-Mail, SMS und Whatsapp und wird an allen Schulen der Stadt zur administrativen Kommunikation mit Eltern und Erziehungsberechtigten genutzt. Über Klapp werden Informationen beispielsweise zu Schulreisen, Sportangeboten und Lerninhalten digital an die Eltern übermittelt. Auch Krankmeldungen der Kinder und Anträge für Jokertage tätigen die Eltern über Klapp.

 

Luzerner Schulgärten

Nebst den Schulhäusern Fluhmühle und Felsberg haben weitere Schulen einen Schulgarten oder Hochbeete:

  • Büttenen: Bis zu den Herbstferien fand ein wöchentlicher Kurs für Schulkinder im Schulgarten statt.
  • Hubelmatt: An der Primarschule kümmern sich einzelne Kinder der 3. und 4. Klasse in der Begabungsförderung «Sternstunde» um den Schulgarten.
  • Matt: Die Lernenden der Sekundarschule bauen im Schulgarten Gemüse für den Unterricht an. Einige gärtnern freiwillig am Mittwochnachmittag.
  • Staffeln: Beim Schulgarten gibt es einen Asthaufen für Igel und eine Sandinsel für die Wildbienen.
  • St. Karli: Der Schulgarten wurde 2022 in einem partizipativen Projekt mit Quartierkräften, dem Quartierverein BaBeL, der städtischen Quartierarbeit, Schulkindern und der interessierten Bevölkerung neu gestaltet.
  • Wartegg: Der Garten und die Hochbeete werden im Rahmen des Förderangebots «Soziales Lernen» mit den Kindern bewirtschaftet.

 

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Stadtmagazin 3/2024
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